Ethik und Ethos in den Religionen
Gedanken für den Tag 23.5.2017 zum Nachhören:
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So etwas aus dem Munde eines religiösen Oberhauptes zu hören ist selten. Umso nachdenklicher macht dieser Appell, wenn er aus dem Munde eines Mannes kommt, dessen Religion, der Buddhismus, wahrlich in erster Linie nicht mit Gewalt in Verbindung gebracht wird. Abgesehen von den Massenmorden, Diskriminierungen und Vertreibungen an Muslimen in Myanmar.
Weg zum Weltfrieden
Schließen Religion und Ethik sich denn aus? Eine Antwort könnte das, nicht ganz unumstrittene Projekt „Weltethos“ sein. Das Projekt Weltethos sei ein Versuch, die Gemeinsamkeiten der Weltreligionen zu beschreiben und ein gemeinsames Ethos ein knappes Regelwerk aus den Grundforderungen aufzustellen, welche von allen akzeptiert werden können. Der Initiator des Projekts ist der Theologe Hans Küng.
Seyran Ateş
ist Menschenrechtsanwältin, Feministin und Muslimin
Der Beitrag des Islam wird mit dem Satz aus einem Hadith beschrieben: Keiner von Euch ist ein Gläubiger, solange er nicht seinem Bruder wünscht, was er sich selber wünscht. Und dem Gebot aus Sure 2, Vers 256 „In der Religion gibt es keinen Zwang.“
Folgende Verpflichtungen sollten alle Religionen eingehen: Verpflichtung auf eine Kultur der Gewaltlosigkeit und der Ehrfurcht vor allem Leben, Verpflichtung auf eine Kultur der Solidarität und eine gerechte Wirtschaftsordnung, Verpflichtung auf eine Kultur der Toleranz und ein Leben in Wahrhaftigkeit, Verpflichtung auf eine Kultur der Gleichberechtigung und der Partnerschaft von Mann und Frau.
Von den genannten Verpflichtungen ausgehend könnte eine erhöhte Konzentration auf Ethik und Ethos in den Religionen wahrlich den Weg zum Weltfrieden eröffnen. Denn ohne den Frieden zwischen den Religionen wird es keinen Weltfrieden geben.
Buchhinweis:
Seyran Ates, „Selam, Frau Imamin“, Verlag Ullstein
Musik:
Gidon Kremer/Violine und Martha Argerich/Klavier: „Allegretto - 2. Satz“ aus: Sonate für Violine und Klavier Nr. 1 in a-moll op. 105 von Robert Schumann
Label: DG 4192352