Wegweiser zu echter Lebenskunst - Henry David Thoreau

Viele machen sich heute Gedanken darüber, wie man das Leben entschleunigen kann.

Gedanken für den Tag 13.7.2017 zum Nachhören:

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Die Folgen eines allzu stresserfüllten, gehetzten Lebens sind bekannt: Burnout, nervöse Erschöpfung, Verlust der Lebensfreude, Depressivität. Die Beschleunigung ist eine Kondition, um nicht zu sagen eine Krankheit unserer Zeit. Dagegen hilft nur, unseren Lebensstil zu überdenken, unser Leben neu zu organisieren, kürzer zu treten, Wichtiges vom Unwichtigen zu unterscheiden, Prioritäten zu setzen.

Susanne Schaup
ist Anglistin, freie Autorin und Übersetzerin.

Gemächliches Voranschreiten

Vor 200 Jahren wurde in den schon damals schnelllebigen Vereinigten Staaten von Amerika ein Mann geboren, der mit seinem eigenen Lebensentwurf gegen die Beschleunigung des modernen Lebens und ihre krankmachenden Folgen antrat: Henry David Thoreau. Als genauer Beobachter seiner Zeit bemerkte er:

„Manchmal leben wir zu hastig – ja, sinnlos und grob. In einem gewissen Sinn können wir gar nicht langsam genug leben. Ich möchte nicht so leben, als hätte ich wenig Zeit. Haben wir Muße, auf jede Erscheinung der Natur zu achten und jedem Gedanken, der uns kommt, nachzugehen. Das Leben soll ein gemächliches Voranschreiten sein durch das Königreich der Natur.

Schätze, die man in der Muße sammelt

Ein breiter Rand von Muße ist in einem Leben ebenso schön wie in einem Buch. Wahre die Zeit, halte dich an die Stunden des Universums, nicht an den Fahrplan. Was sind siebzig hastig und grob gelebte Jahre gegen die Augenblicke göttlicher Muße, in denen sich dein Leben mit dem des Universums vereinigt?“

Thoreau nahm sich diese Muße und galt deshalb vielen seiner Zeitgenossen als Müßiggänger und Sonderling. Er brauchte wenig zum Leben, war zeitlebens arm an materiellen Gütern, aber reich an Schätzen, die man in der Muße sammelt, wenn man ganz bei sich ist. Für uns Heutige ist Thoreau ein Wegweiser zu einer echten Lebenskunst.

Buchhinweis:

Henry David Thoreau, „Aus den Tagebüchern 1837 – 1861“, übersetzt und herausgegeben von Susanne Schaup, Tewes Verlagsbuchhandlung, Oelde 1996

Musik:

Friedemann/Gitarre m.Begl., Philippe Geiss/Sopransaxophon, Emmanuel Sejourne/Vibraphon, Johannes Wohlleben/Keyboards: „Sunshower/instr.“, K: Friedemann Witecka, V: Kurt Tucholsky, Label: Biber Records