Die gute Tat

„Gut ist, wer Gutes tut“, lautet eine gängige Antwort auf die Frage, was es bedeutet, gut zu sein; will sagen: Entscheidend für den Wert einer Handlung ist die Handlung selbst und nicht notgedrungen die Absicht dahinter.

Gedanken für den Tag 31.8.2017 zum Nachhören:

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Aber stimmt das überhaupt; ist das Gutsein tatsächlich gleichbedeutend mit dem richtigen Handeln? Entscheidet der sichtbare Erfolg alleinig über den unsichtbaren Willen, der hinter einem Versuch – etwa jemandem zu helfen – steht?

Martin Kolozs
ist Schriftsteller und Philosoph

Wille des Müssens

Ja und nein, denke ich. Grundsätzlich ist doch jede Art der Hilfe richtig und gut, weil sie Veränderung bringt, Leben rettet, Zukunft sichert usw. Andererseits kann dahinter auch ein falscher Antrieb stecken, etwa Gefallsucht oder Überlegenheitsdenken gegenüber den Hilfesuchenden, wodurch zum Beispiel das Mitleid, welches der deutsche Philosoph und Lehrer Arthur Schopenhauer als „die alleinige echte moralische Triebfeder“ beschrieben hat, zwar den scheinbaren Grund für diese und jene Handlung darstellt, aber in Wirklichkeit nur anderes verschleiert, nämlich die Empfindung zu helfen, weil man es kann, nicht weil man es unbedingt muss, ungeachtet der persönlichen wie allgemeinen Vor- bzw. Nachteile.

Dieses Müssen allerdings ist – nach meinem Dafürhalten – das ausschlaggebende, qualitative Merkmal einer jeden guten Tat; nicht ihr unmittelbarer Erfolg. So ist auch jedes Bemühen zum Guten gut und jede Minimalspende alles wert, solange nur der absolute Wille eines Müssens dahinter steht. Persönlich lese und empfehle ich dazu gerne folgende Passage aus dem Matthäus-Evangelium: „Hütet euch, eure Gerechtigkeit vor den Menschen zur Schau zu stellen (…) Wenn du Almosen gibst, lass es also nicht vor dir herposaunen (…) um von den Leuten gelobt zu werden. (…) Wenn du Almosen gibst, soll deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut.“

Musik:

„L’ uomo dell’armonica“ aus dem Film „Once upon a time in the West“ von Ennio Morricone
Label: RCA PD 70324