Kosmische Gesetze

Walter Thirring war ein ganz großer in der Welt der Physik des 20. Jahrhunderts: Sein Vater war einer der Mitbegründer des Wiener Kreises, er selbst arbeitete mit Schrödinger, Heisenberg und Albert Einstein.

Gedanken für den Tag 23.5.2018 zum Nachhören:

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Er war zwar immer der Meinung, dass die Physik Gott nicht beweisen soll und eigentlich auch nicht kann, reflektierte andererseits aber oftmals eine sogenannte Indizienkette, in der die Wahrscheinlichkeit größer war, dass unser Universum nicht zufällig, sondern nach einer höheren Gesetzmäßigkeit entstand, eine Gesetzmäßigkeit, die von nicht wenigen Zeitgenossen - und diese zählen nicht gerade zu den dümmsten – als „Weltenbaumeister“ chiffriert wird. Beeindruckt war Thirring auch stets von der unglaublichen Feinabstimmung der Naturgesetze. So beträgt die Planckzeit nur 10 hoch 43 sec – und in dieser unvorstellbar kurzen Zeit mussten nach dem Urknall alle Weichen für die kosmische Evolution richtig eingestellt gewesen sein.

Johannes Huber
ist Mediziner und katholischer Theologe. Sein Buch „Der holistische Mensch. Wir sind mehr als die Summe unserer Organe“ ist in der edition a erschienen.

Der „geschmückte“ Kosmos

Nun ist der Kosmos aber 10 hoch 60 Planckzeiten alt – eine Zahl, die jenseits unseres Erkenntnishorizontes liegt. Etwas zu schaffen oder gemacht werden zu lassen, das nach Milliarden von Jahren mit der gleichen Präzision noch funktionieren soll - und in nur 10 hoch 43 sec entstand – das ruft nach einer hinter den Dingen liegenden Information.

All diese Gesetze im Großen wie auch im Kleinen sind so beeindruckend schön, dass dafür das griechische Wort „schmücken“ gewählt wurde – kosmoun - von wo auch das Wort Kosmetik kommt und das in den Begriffen „Mikrokosmos – Makrokosmos“ enthalten ist.

Walter Thirring erlebte es mit, wie sich die Physik von der mechanistischen Weltsicht zurückzog – „Newton verzeih uns“ – und Raum schuf für das Unbegreifliche – in das man eigentlich nur hinübergehen könnte – transzedere, das lateinische Wort für „hinübergehen“, wovon auch Transzendenz kommt.

Natürlich beweist auch das nicht einen Schöpfer, lässt es aber nicht unvernünftig erscheinen, wenn jemand in einer persönlichen Entscheidung für ihn votiert.

Musik:

Alfred Brendel/Klavier, Heinz Holliger/Oboe, Eduard Brunner/Klarinette, Hermann Baumann/Horn und Klaus Thunemann/Fagott: „Allegretto - 3. Satz“ aus: „Quintett für Klavier, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott in Es-Dur KV 452“ von Wolfgang Amadeus Mozart
Label: Philips 4201822