Trauer und Lebenslust
Gedanken für den Tag 10.2.2018 zum Nachhören:
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Wer sie einmal erlebt hat, wird diesen Eindruck nie vergessen. Am Jom Haschoah, dem Tag, an dem der Opfer des Holocaust gedacht wird, und am Jom Hasikaron, dem Gedenktag für die gefallenen Soldaten, heulen vormittags im ganzen Land die Sirenen auf. Ihr durchdringender gleichbleibender Ton hält für 60 Sekunden an und in dieser einen Minute steht Israel still, das Leben erstarrt. Auf den Straßen, den Autobahnen, halten alle Fahrzeuge an, die Menschen steigen aus, wo immer sie gerade sind und bleiben still dort stehen, bis die Sirene verhallt.
Land der Kontraste
Vor einigen Jahren habe ich einmal, ohne auf das Datum zu achten, zu genau dieser Zeit von Wien aus nach Israel angerufen. Es gab keine Antwort. Wenig später wurde abgehoben. „Haben Sie vorhin angerufen?“, wurde ich gefragt. „Ja wieso“, antwortete ich erstaunt. Weil kein Israeli in dieser Minute telefonieren würde, lautete die knappe Antwort. Schon am Vorabend der beiden Gedenktage schließen Geschäfte und Lokale, die Medien bringen gedämpfte Musik und Dokumentationen. Und nach der Erinnerung an die Gefallenen, noch am Abend dieses traurigen Tages, wird landesweit ausgelassen gefeiert, getanzt, gesungen und angestoßen. Auf das Leben, Le Chaim!
Verlag Amalthea
Trauer und Lebenslust. Israel, mein Israel, ist ein faszinierendes Land der Kontraste, und das ist mehr als ein oft strapaziertes Klischee. Es ist jung und alt, orthodox und modern, frommes Mittelalter und Start up Zukunft. Es ist aus einem Traum, dem Traum des Wieners Theodor Herzl entstanden und es kann nicht alle Träume verwirklichen. Doch es ist ein kleines Land, in dem vieles und viele Platz haben. Nebeneinander, wenn auch nicht immer miteinander. Und seine Nationalhymne heißt „Hatikvah“, Hoffnung.
Buchhinweis:
Ben & Daniela Segenreich, „Fast ganz normal. Unser Leben in Israel“, Verlag Amalthea 2018
Musik:
Geduldig und Thimann: „Tschiribim"
Label: Columbia 7923002