Umkehr

Frederik Willem de Klerk, Präsident des Apartheidstaates Südafrika, und Nelson Mandela, zentrale Oppositionsfigur gegen die Apartheid dieses Staates – zwei unterschiedlichere Menschen kann man sich wohl kaum vorstellen.

Gedanken für den Tag 20.7.2018 zum Nachhören:

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De Klerk war der Präsident eines weißen Apartheidsystems – und er war es auch, der zusammen mit Nelson Mandela dieses System beseitigte. Beide bekamen daraufhin den Friedensnobelpreis 1993 verliehen. Die Begründung lautete, dass sie sich auf einen friedlichen Übergang zu einer Regierung der Mehrheit geeinigt hatten. Mandela hatte seine Überzeugungen im Widerstand und im Gefängnis gewonnen. Er genoss mit der Zeit immer mehr internationale Unterstützung. Aber wie kam de Klerk dazu?

Ulrike Bechmann
ist Professorin für Religionswissenschaft an der Karl-Franzens-Universität Graz

Manchmal geschieht ein Wunder

De Klerk wurde im Apartheid-System groß, war durch und durch in diesem System zuhause, krönte seine politische Karriere als Präsident Südafrikas – und gab das alles zugunsten der Abschaffung der Apartheid in Südafrika auf. Ihm war klar, dass die schwarze Mehrheit ihn nicht wählen würde. Mandela war überzeugt: „Wenn Du Frieden schließen willst mit deinem Feind … musst Du mit ihm arbeiten.“ De Klerk aber hätte weiter auf Macht setzen können. Aber was schier unmöglich schien geschah: Der Präsident selbst ging diesen für ihn sicher riskanten Weg. De Klerk hat nie wirklich seine Wandlung erklärt. Er gründete im Jahr 1999 die FW de Klerk Foundation, um die Errungenschaft der neuen Verfassung zu verteidigen.

Manchmal geschieht so ein Wunder, dass bedeutsame Menschen aus gegnerischen Lagern aufeinander zugehen und sich alles plötzlich verändert. Diese Hoffnung stirbt nicht nur oft, sondern sie feiert auch manchmal eine Auferstehung.

Buchhinweis:

Nelson Mandela, Meine Waffe ist das Wort. Mit einem Vorwort von Desmond Tutu, Kösel-Verlag

Musik:

„Gimme hope Jo’Anna“ von Eddy Grant
Label: Parlophone 792562