Poetische Kraft
Gedanken für den Tag 7.8.2018 zum Nachhören:
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Und weil ich damals tief beeindruckt war von der Kraft seiner poetischen Sprache und dem rätselhaften Personal in diesem Drama, habe ich mich dazu bereit erklärt, diese Erinnerungsreise anzutreten, die mir jetzt nicht ganz so leicht fällt, wie ich ursprünglich gedacht hätte. Bei der Recherche bin ich auf den Essay „Claudel und das Unendliche“ von Maurice Blanchot gestoßen, in dem er schreibt: „Die Gegenwart ist für Claudel kein Punkt, sondern die beständige ringförmige Ausbreitung des immerfort schwingend gespannten Seins“...
Alles lebt durch Gerechtigkeit
Bei solchen Aussagen kann ich nicht mithalten. Ich weiß zu wenig. Müsste jetzt schnell in Bibliotheken und im Netz das „Wichtigste“ zusammensuchen. Wie für ein Schulreferat. Beim Wiederlesen des Stückes dachte ich „Oh mein Gott – wie altertümlich und verstaubt eigentlich...?! Die poetische Kraft habe ich in einzelnen Bildern und Sätzen zwar wieder entdeckt, dennoch könnte ich heute eher keine Empfehlung für eine Wiederaufführung des Stückes aussprechen. So weit mal mein Geständnis...
Alexander Tschernek
ist Schauspieler und Radiomacher
Ich erlaube mir meine Wiederbeschäftigung mit Paul Claudel als Anlass dafür zu nehmen, allgemein darüber nachzudenken, wie und in welcher Art wir unsere kulturgeschichtlichen Schätze bewahren sollen und müssen. Das Internet hat unsere Erinnerungstechniken zweifelsohne stark verändert. Jederzeit ist es uns möglich, im Ozean der Informations- oder Wissensspeicher zu versinken. In den digitalen Archiven lassen sich zwar immer wieder Kostbarkeiten entdecken, aber in den Unmengen geht auch vieles verloren. Möglicherweise für immer.
Ein Freund hat mir zu einem literarischen Werk mal gesagt: „Das ist eine zurecht vergessene Kostbarkeit“... Das traue ich mich im Falle Claudels jetzt nicht zu sagen. Zu gern und zu intensiv habe ich mich damals bei den Proben mit der Welt Claudels beschäftigt, in der er seine eigenartig klischeehaften Charaktere den Wert des Menschen verhandeln lässt. Poetisch, aber gnadenlos. Eine Lösung bleibt letztlich aus.
Vielleicht findet sie sich im Ansatz in Marthas Erkenntnis im zweiten Akt: „Gerechtigkeit! Gerechtigkeit! Ich stehe vor dem Universum und sehe, alles lebt durch die Gerechtigkeit“.
Musik:
Cleveland Quartet: „Assez vif, tres rythme - 2. Satz“ aus: Quartett für 2 Violinen, Viola und Violoncello in F-Dur von Maurice Ravel
Label: Telarc 80111