Als lachten alle Sterne

Texte von Antoine de Saint-Exupéry zum 75. Todestag: Auf der Suche nach dem einzigen wahren Stern, dem unseren ... Ich will euch sagen, was für ein Bild in meiner Phantasie erschien, ihr werdet es vielleicht kindisch finden. Aber man bleibt sehr menschlich auch inmitten der Gefahr. Und ich hatte Durst, und ich hatte Hunger.

Gedanken für den Tag 22.7.2019 zum Nachhören (bis 21.7.2020):

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Wenn wir Cisneros fänden, würden wir gleich weiterfliegen, sobald wir aufgetankt hatten. In Casablanca würden wir im kühlen Morgengrauen landen. Arbeitsschluss! Néri und ich würden in die Stadt gehen; da findet man kleine Bistros, die beim ersten Tageslicht aufmachen. Wir würden uns an einen Tisch setzen, schön in Sicherheit, und würden über die vergangene Nacht lachen, vor uns warme Croissants und Milchkaffee. Néri und ich, wir würden dieses Morgengeschenk des Lebens empfangen.

Manuel Rubey
ist Schauspieler. Er liest den Text von Antoine de Saint-Exupéry

Frischgefärbt durch das Leben

So erreicht die alte Bäuerin ihren Gott nur durch ein gemaltes Bild, eine naive Medaille, einen Rosenkranz: man muss zu uns in einer schlichten Sprache sprechen, um von uns verstanden zu werden. So sammelte sich alle Lebensfreude für mich in diesem ersten Schluck des duftenden, heißen Getränks, in diesem Gemisch aus Milch, Kaffee und Korn, durch das man mit friedlichen Weiden, überseeischen Pflanzungen und heimischen Ernten, mit der ganzen Erde kommunizierte. Unter allen Sternen gab es nur einen, der diese duftende Schale des morgendlichen Mahles für uns bereithielt.

Wenn ich unter meinen Erinnerungen die heraussuchte, die ihren köstlichen Geschmack behalten haben, wenn ich die Bilanz der Stunden mache, die in meinem Leben gezählt haben, dann sind es mit Sicherheit solche, die mir kein Vermögen der Welt verschafft hätte.

Die Freundschaft eines Mermoz, eines Gefährten kann man nicht kaufen, mit dem gemeinsam bestandene Prüfungen einen für immer verbinden. Dieser Nachtflug und seine hunderttausend Sterne, die lichte Heiterkeit, die Erhobenheit einiger Stunden lassen sich für Geld nicht kaufen: Das Wiedererleben der Erde nach einem gefährlichen Flug, diese Bäume, diese Blumen, diese Frauen, dieses Lächeln, frischgefärbt durch das Leben, das uns mit dem Morgen neu geschenkt wurde.

Buchhinweis:

Antoine de Saint-Exupéry, „Wind, Sand und Sterne“, Karl Rauch Verlag

Link:

Manuel Rubey

Musik:

„Tango at Simpson’s-in-the-Strand“ aus: HOWARDS END - Soundtrack von Richard Robbins
Label: Nimbus Records NI 5339