Schicksalssinfonie

„Schicksal“ ist ein Begriff, auf den man in Zusammenhang mit Ludwig van Beethoven oft stößt. So wird etwa die berühmte fünfte Sinfonie auch Schicksalssinfonie genannt.

Gedanken für den Tag 29.1.2020 zum Nachhören (bis 28.1.2021):

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Beethovens Leben ist ein Paradebeispiel für ein tragisches Schicksal: Gerade als sein Stern am Musikhimmel hell zu erstrahlen begann, traten die ersten Anzeichen eines Hörverlustes auf, der sich über ungefähr 15 Jahre unaufhaltsam fortsetzte und in kompletter Hörlosigkeit endete. Mindestens die letzten zehn Jahre seines Lebens war der Mann, der für die Musik lebte, nicht mehr in der Lage, Musik zu hören – auch nicht die, die er selbst komponierte.

Höhere Macht

Schicksal bedeutet, dass bestimmte Dinge der Entscheidungsfreiheit des Menschen entzogen sind. Schicksal wird als eine Art höhere Macht begriffen, als göttlicher Wille oder grausamer Zufall, je nachdem. Wie man sich vorstellen kann, ist der Begriff des Schicksals heutzutage nicht sonderlich populär.

Michael Krassnitzer
ist Journalist

Wir leben in einer Zeit, in der uns erklärt wird, dass wir alles selbst in der Hand haben. Selbstoptimierung gilt als oberstes Gebot. Die eigene Individualität gilt als beliebig formbar. Selbst Naturgesetze werden als menschengemachte Barrieren verstanden, die eine freie Entfaltung des Ichs behindern. Auch diversen Katastrophen wird der schicksalhafte Charakter abgesprochen: Wenn irgendwo etwas Schreckliches passiert, wird sofort ein Mensch oder eine Gruppe von Menschen gesucht, die dafür Verantwortung tragen.

Anzuerkennen, dass es Dinge gibt, die sich der Entscheidungsfreiheit des Menschen entziehen, ist nicht gleichbedeutend mit Fatalismus. „Ich will dem Schicksal in den Rachen greifen, ganz niederbeugen soll es mich gewiss nicht“: Das sind die Worte Beethovens, als er der Tatsache ins Auge blickte, dass er früher oder später ertauben würde.

Man kann gegen das Schicksal aufbegehren, dagegen ankämpfen und es vielleicht sogar besiegen. Eines aber ist in meinen Augen Unfug: So zu tun, als habe der Mensch sein eigenes Leben komplett in der Hand.

Musik:

Wiener Philharmoniker unter der Leitung von Carlos Kleiber: „Allegro con brio - 1. Satz“ aus: Symphonie Nr. 5 in c-moll op. 67 / Schicksals Symphonie von Ludwig van Beethoven
Label: DG 4158612