Leben nach dem Krieg - Paula von Preradović

75 Jahre Ende des Zweiten Weltkrieges. Die österreichische Lyrikerin und Schriftstellerin Paula von Preradović hat das Kriegsende in Wien erlebt.

Gedanken für den Tag 5.5.2020 zum Nachhören (bis 4.5.2021):

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Im Zweiten Weltkrieg haben sich Preradović und ihr Mann, der Journalist und Historiker Ernst Molden, sowie ihr Sohn Fritz, im Widerstand gegen den Nationalsozialismus betätigt. Mehrmals wurde sie von der Gestapo verhaftet und inhaftiert.

Töchter und Söhne

In ihrer „Wiener Chronik“ hat sie die Monate April und Mai 1945 aufgezeichnet. Sie schreibt von Not und Verzweiflung, aber auch vom Glück über einen halben Laib Brot, von vierzehnjährigen Buben, die zum Volkssturm geholt wurden, von der Sehnsucht nach ihren vermissten Söhnen, von der Ankunft der Roten Armee und vom Wiedererwachen der Stadt.

Monika Sommer
ist Historikerin und Direktorin des Hauses der Geschichte Österreich

Schon bald ging es darum, Österreich als eigenständige Nation neu aufzubauen – ein eigenes Österreich-Bewusstsein musste geschaffen und die nationalen Symbole entwickelt werden. Im Haus der Geschichte Österreich zeigen wir die vielen Textvarianten, die 1946 bei einem Ausschreiben für den Text der Bundeshymne eingeschickt wurden. Da kein Vorschlag gefallen hat, hat man einige Schriftstellerinnen und Schriftsteller gebeten, Textvorschläge einzureichen. Preradovićs Gedicht „Land der Berge, Land am Strome“ ist, nach leichten Abänderungen der Bundesregierung, am 25. Februar 1947 als offizielle österreichische Bundeshymne eingeführt worden.

Der Text ist ein wichtiges Zeichen dafür, wie sich die Geschlechtervorstellungen in den Jahrzehnten seit dem Zweiten Weltkrieg verändert haben. Künstlerinnen wie Tini Kainrath und Christina Stürmer haben Varianten der Bundeshymne gesungen und auch die Töchter in den Text aufgenommen. Die geschlechtergerechte Änderung der Hymne ist am 1. Jänner 2012 im Bundesgesetz verankert worden. Gerade jetzt, in der großen Gesundheitskrise, zeigt sich wieder einmal ganz besonderes die tragende Rolle von Frauen in der Gesellschaft. Gerade jetzt bewahrheitet sich allerdings auch wieder, was der Soziologe Ulrich Beck einmal festgehalten hat: „Die Armut hat ein weibliches Gesicht.“

Musik:

Walter Baco/Klavier: „Österreichische Bundeshymne“ von Wolfgang Amadeus Mozart
Label: EP AR, LC 9549