Magische Kraft der Erwartung

Der Tag fängt ja gut an. Ich höre auf dem Sender, den Sie auch gerade hören, dass 50 Millionen Euro für Schulbücher fehlen. Man könnte zum Beispiel ein Flugzeug weniger retten und dafür die Bücher kaufen. Das wäre besser für Geist und Umwelt.

Gedanken für den Tag 24.6.2020 zum Nachhören (bis 23.6.2021):

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Die Schule hat wieder begonnen. Die Töchter haben jeweils einen Tag Schule in dieser Woche. Klar, die Fenstertage müssen auch eingehalten werden. Beinahe vermisse ich das Homeschooling. Unser Unterricht begann um 9.30 Uhr, ausgeschlafen und meistens gut gelaunt. So lernt sich’s besser. Obwohl es sich so anfühlt, als gingen die langen Sommerferien gerade zu Ende, haben diese noch nicht einmal begonnen.

Kinder bestärken

Ich will Ihnen ein Buch ans Herz legen. „Im Grunde gut“ von Rutger Bregman. Der junge Historiker erzählt darin von einem Versuch des Psychologen Bob Rosental aus dem Jahre 1963. Mit der Schuldirektion abgesprochen hat er Schüler/innen von einem Test erzählt, welcher voraussagen könne, welcher Schüler, welche Schülerin im kommenden Schuljahr die größten Sprünge nach vorne machen würde. Die Lehrer/innen wissen nicht, dass es sich um einen gefakten Test handelt. Rosental wirft einfach eine Münze, welche Schüler/innen ausgewählt werden.

Manuel Rubey
ist Schauspieler und Kabarettist

Die magische Kraft der Erwartung wirkt. Die Lehrer/innen widmen der „klugen“ Gruppe mehr Aufmerksamkeit und die Auserwählten beginnen sich selbst mit anderen Augen zu sehen. Bei den jüngeren Schüler/innen fällt der Effekt am Deutlichsten aus. Sie haben innerhalb eines Jahres einen durchschnittlichen Sprung von 27 IQ Punkten vollzogen.

57 Jahre nach dem Experiment. Wir haben hier in Österreich immer noch Deutschförderklassen. Ich formuliere die magische Kraft der Erwartung: Trauen wir den Kindern etwas zu, indem wir sie bestärken und nicht separieren, Herr Minister.

Buchhinweis:

Rutger Bregman, „Im Grunde gut. Eine neue Geschichte der Menschheit“, Verlag Rowohlt