Von den machtfreien Räumen und der Liebe

„Wir brauchen Beziehungsräume, in denen es nicht ständig um Durchsetzung des eigenen Willens geht, in denen wir Verständnis und Trost finden und Schwächen nicht zum eigenen Nachteil verwendet werden.“

Christin Bauer-Jelinek am 12.9. in den Gedanken für den Tag:

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Oft fragt man sich, ob es denn immer und überall nur um Machtspiele geht. Muss man immer auf der Hut sein, auf seinen eigenen Vorteil achten, darf man keine Schwäche zeigen? Zum Glück gilt der Satz des österreichischen Psychologen Paul Watzlawick „Man kann nicht nicht kommunizieren“ nicht für die Macht, denn das würden wir nicht lange aushalten.

Wirtschaftscoach, Psychotherapeutin und Autorin Christine Bauer-Jelinek

ORF/Hummel

Christine Bauer-Jelinek ist Wirtschaftscoach, Psychotherapeutin und Autorin

„Beziehungsräume“

Wir brauchen Beziehungsräume, in denen es nicht ständig um Durchsetzung des eigenen Willens geht, in denen wir Verständnis und Trost finden und Schwächen nicht zum eigenen Nachteil verwendet werden. Doch dieser Aspekt der Liebe scheint in Vergessenheit geraten zu sein. Hingabe, Opfer, Verzicht sind Begriffe wie aus einer fernen Zeit.

Liest man heute Beziehungsratgeber, bekommt man manchmal den Eindruck, es ginge um einen Rechenwettbewerb: Wieviel Hausarbeit, wieviel Kinderdienst, wieviel Elternbesuche hast du gemacht, wieviel Geld hast du verdient, eingebracht, wieviel Kränkungen habe ich erduldet, wie oft bin ich auf dich zugegangen – was gebe ich, was bekomme ich dafür. Besser wäre, wir würden unsere Gehaltsverhandlungen in dieser Weise führen, in Liebesdingen bringt uns das nicht weiter.

Literaturhinweise:

Christine Bauer-Jelinek:
„Der falsche Feind. Schuld sind nicht die Männer“, Verlag Ecowin
„Die geheimen Spielregeln der Macht“, Verlag Ecowin
DVD „Strategie. Macht. Erfolg“, Verlag create.at

„Fünfe grad sein lassen“

Hier gilt es, keine Leistungsprogramme aufzustellen, sondern einander Räume zum Wachsen zu eröffnen durch Verständnis und ehrliche, respektvolle Rückmeldung über die Empfindungen, die das Verhalten auslöst. Das bedeutet keineswegs, sich alles gefallen zu lassen, aber es ist hilfreich, nicht alles penibel zu verzeichnen sondern auch mal „Fünfe grad sein zu lassen“, wie der Volksmund dazu sagt.

Großzügigkeit auch gegenüber den Eigenheiten des Gegenübers ist eine Tugend, um die wir uns täglich bemühen müssen, wenn Beziehungen von Dauer sein sollen, denn eines ist gewiss: Auch der nächste Partner/die Partnerin wird nicht perfekt sein – und wir sind ja auch nicht vollkommen.

Musik:

Georg Friedrich Händel (1685 - 1759)
Air, andante
Aus: Wassermusik - Orchesterkonzert Nr.25

Interpreten: Concertgebouw Orchestra Amsterdam
Label: Philips 4208572