Das Leben ist ein Clown

Barbara Pachl-Eberhart vergleicht das Leben mit einem Clownpartner, der einen stolpern und wieder aufstehen lässt, einen nie auslacht, sondern die Situation meistern lässt.

Barbara Pachl-Eberhart am 12.11. in den Gedanken für den Tag:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Ich habe neun Jahre lang als Clown gearbeitet. Wenn man es bildhaft betrachtet, so war das Aufstehen mein Beruf. Das Aufstehen nach dem Fall. Das Weitermachen nach dem Scheitern. Das Spiel mit kleinen und großen Unfällen, mit unlösbaren Problemen, und mit neuen Möglichkeiten, die erst da auftauchen, wo die Lage scheinbar hoffnungslos scheint.

Barbara Pachl-Eberhart ist Autorin der Bücher „Warum gerade du?“ Verlag Integral, 2104 und „Vier minus drei“ Heyne Verlag, 2012

Als Clowns im Krankenhaus waren wir immer zu zweit unterwegs. In unserem Garderobenschrank hing ein Zettel, auf dem standen zwei Sätze - die Grundprinzipien unserer Arbeit. Erstens: Bring your partner into the shit. Und zweitens: Let your partner shine. Mach deinem Partner das Leben so schwer wie möglich. Und lasse ihn dabei im besten Licht dastehen. Lache ihn nicht aus, verspotte ihn nicht. Aber wenn er ein Problem hat, füge einfach noch eines dazu. Oder zwei. Du weißt: Er wird eine Lösung finden. Und wenn er es geschafft hat, wird er ein bisschen größer sein als vorher.

Üben, ausprobieren, wachsen

Manchmal kommt es mir so vor, als sei das Leben der beste Clownpartner aller Zeiten. Es lässt mich stolpern. Es macht mir Probleme, stellt mich vor Hürden, die ich kaum auf direktem Weg überwinden kann. Doch so wie ein guter Clownpartner lacht auch das Leben mich niemals aus, egal, wie lange ich brauche, egal, wie oft ich mir die Nase an der Tür stoße. Ich meine zu spüren, wie das Leben mich anfeuert. „Sei mutig“. Es spornt mich dazu an, beharrlich und kreativ zu sein. Ich darf üben, ich darf probieren, ich darf wachsen. An den Aufgaben, und vor allem am Spiel mit den Hürden, vor die mich das Leben stellt.

Die Lösung kenne ich nicht im Voraus. Es ist nicht immer leicht, nach dem Fallen wieder aufzustehen. Doch es kann zum Spiel werden, dann, wenn ich nicht schimpfe und mich nicht beschwere, sondern darauf vertraue, dass ich selbst inmitten von Versuch und Irrtum leuchten kann. Und dann, gerade da, wo es aussichtslos scheint, taucht womöglich, wie aus dem Nichts, eine Lösung auf, die mich selbst überrascht.

Musik:

Gioachino Rossini (1792 – 1868)
Allegro - 3.Satz
Aus: Sonata I in G-Dur aus „Sei sonate a quatro“ für Flöte, Violine, Viola und Violoncello

Interpreten: Peter Lukas Graf/Flöte, Carmina Streichtrio, Matthias Enderle/Violine, Wendy Champney/Viola, Stephan Goerner/Violoncello
Label: Claves 50-8608