„50 Jahre II. Vatikanisches Konzil“ - Dogmatische Konstitution über die Kirche 2

Wenn Kirche Gemeinschaft ist, wie es das II. Vatikanische Konzil lehrt, dann muss das auch für die Kirchenleitung gelten.

Das Thema „Kirche ist Gemeinschaft“ betraf auch die Differenzierung von Weltkirche und Ortskirche. Die Kirche ist also nicht nur der Vatikan, sondern existiert als eine Gemeinschaft von unzähligen Ortskirchen. Das bedeutet, dass der Papst nicht ein absolutistischer Alleinherrscher ist. Im Punkt 22 der dogmatischen Konstitution über die Kirche wird nämlich gesagt, dass Ortsbischöfe gemeinsam „mit dem Bischof von Rom… gleichfalls Träger der höchsten und vollen Gewalt über die ganze Kirche“ sind.

Dietmar Stipsits ist römisch-katholischer Pfarrer in Bad Tatzmannsdorf, Bernstein und Mariasdorf im Burgenland.

Manche meinen, dass dieser Punkt des II. Vatikanischen Konzils im Alltag der Kirche überhaupt nicht umgesetzt wurde. Es würde nämlich bedeuten, dass das Miteinander von Bischöfen und Papst viel intensiver gelebt werden müsste. Es könnte zudem dazu führen, dass regionale Bischofskonferenzen eine viel größere Aufgabenverantwortung übertragen bekommen, um regionale Probleme und Schwierigkeiten dezentral lösen zu können.

Oder anders formuliert: Manche stellen sich die Frage, ob unsere Kirche in Zukunft möglicherweise nur dann bestehen kann, wenn Papst und vatikanische Kurie bereit sind zu delegieren, damit Aufgaben und Entscheidungen so weit wie möglich selbstbestimmt und eigenverantwortlich vor Ort und regional wahrgenommen werden können?

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Dietmar Stipsits am 10. Oktober 2012 in den „Morgengedanken“:

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