Was seid ihr so bestürzt?

Zuerst haben sie sich einmal versteckt und hinter verschlossenen Türen verbarrikadiert: die Jüngerinnen und Jünger Jesu, die seinen Tod mit angesehen hatten.

Morgengedanken 23.4. zum Nachhören:

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Wir sind in der Osterwoche. Christen und Christinnen freuen sich, weil sie daran glauben, dass Jesus von den Toten auferstanden ist und lebt und alle Menschen durch ihn Zugang haben zur Liebe Gottes. Die Jünger und Jüngerinnen Jesu, die seinen Tod erlebt hatten, mussten in diesen Glauben an seine Auferstehung erst langsam hineinwachsen – so berichtet die Bibel. Groß ist zunächst der Schock, zu tief sitzt die Angst, dass die Gewalt, die Jesus traf, auch auf sie überschwappen könnte. So verstecken sie sich und versperren die Türen. Doch Jesus steht plötzlich mitten unter ihnen. Sein neues Leben überschreitet die Grenzen von Raum und Zeit und erst recht die Grenzen ängstlicher Herzen.

Veronika Prüller-Jagenteufel
ist römisch-katholische Theologin und Leiterin des Pastoralamts der Erzdiözese Wien

Zweifel gehören zum Glauben

Was seid ihr so bestürzt? Warum lasst ihr in euren Herzen solche Zweifel aufkommen? So fragt der Auferstandene seine Freunde, denen er doch alles gesagt hatte (Lk 24,38). Doch erst als er zu ihnen kommt, mit ihnen redet, sie anfasst und sich anfassen lässt, mit ihnen isst – erst da erkennen sie, dass sie seiner Botschaft der unbesiegbaren Liebe wirklich vertrauen können.

Ich beneide die Frauen und die Apostel, von denen die Bibel erzählt, dass ihnen der Auferstandene so direkt begegnet ist. Aber es tröstet mich, dass auch sie ihre Zweifel hatten. Zweifel gehören zum Glauben dazu. Möge Gott nur auch mir Angst in Freude verwandeln, indem er plötzlich hinter die Türen meines Herzens kommt. Frohe Ostern!