Waldmärchen

In den heutigen Morgengedanken erzählt Margit Hauft eine Geschichte über verschiedene Sichtweisen auf unser Leben. Gedanken aus einem schwedischen Waldmärchen sollen diese Lebenswoche abrunden.

Morgengedanken 26.7. zum Nachhören:

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An einem schönen Sommertage war es um die Mittagszeit ganz still im Wald. Alles ruhte. Da steckte der Buchfink sein Köpfchen hervor und fragte: „WAS IST DAS LEBEN?“

Margit Hauft
ist Vorsitzende der Laieninitiative

Anbruch der Ewigkeit

Schwierig! Eine Rose entfaltete gerade behutsam ihre Knospe und sprach: „Das Leben ist eine Entwicklung.“ Weniger tief veranlagt meinte der Schmetterling: „Das Leben ist lauter Freude und Sonnenschein.“ Drunten am Boden schleppte eine Ameise einen Strohhalm, zehnmal länger als sie selbst, und seufzte: „Das Leben ist nichts als Mühe und Arbeit.“ Da kam eine Biene von einer honighaltigen Blume zurück und meinte dazu: „Das Leben ist ein Wechsel von Arbeit und Vergnügen.“ Auch ein Maulwurf steckte seinen Kopf aus der Erde und sagte: „Das Leben ist ein Kampf im Dunkel.“ Nicht weit davon stand eine Weide, schon etwas sturmgebeugt. Sie sprach: „Das Leben ist ein Sich-Neigen unter eine höhere Macht!“

Die Nacht brach ein. In lautlosem Fluge glitt ein Uhu durch das Geäst des Waldes und krächzte: „Das Leben heißt, die Gelegenheit nutzen, wenn die anderen schlafen.“ Und es wurde still. Auf einmal flammte die Morgenrötein ihrer vollen Pracht auf und sprach: „Wie ich der Beginn des kommenden Tages bin, so ist das Leben der Anbruch der Ewigkeit!“