Das Limit, das die Sonne setzt

Wenn man morgens aufwacht und das Erste, das einem einfällt ist ein Streit vom Vorabend, dann beginnt der Tag gleich mit einem Schatten. Wie man das verhindern kann, dafür findet sich schon in der Bibel ein guter Ratschlag.

Morgengedanken 29.7. zum Nachhören:

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Es lohnt sich, schon am Morgen über den Abend nachzudenken. In der Zeit zwischen dem Aufgang der Sonne und ihrem Niedergang kann viel passieren. Viel Schönes, aber auch viel Unangenehmes, etwa ein Konflikt. Wut „herauszulassen“ gilt als befreiend, aber manchmal richtet ein Wort, in der Emotion gesagt, nachhaltig Unheil an, vergiftet das Verhältnis zwischen Menschen auf lange Zeit, manchmal auf immer.

Dr. Christoph Weist
ist evangelischer Theologe und Pfarrer in Rente

Es wird nicht dunkel

Das Neue Testament schlägt hier ein Limit vor. Es ist von der Sonne gesetzt. „Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen“, bittet der sogenannte Epheserbrief seine Adressaten, eine frühe christliche Gemeinde.

Hinter dem etwas gestelzt wirkenden Ratschlag steckt nicht nur allgemeine Lebenserfahrung, sondern ein gutes Stück christlicher Verantwortung. Probleme, die am Abend noch nicht gelöst werden konnten, können schwer sein, aber man sollte versuchen, noch bevor die Sonne untergegangen ist die Emotion herauszunehmen. Erregung kann allzu leicht zu Unrecht werden. Und vielleicht gelingt es doch, mit einem verstehenden Wort, Verletzungen wenigstens zu lindern. Dann ist die Sonne zwar untergegangen, aber zwischen mir und meinem Gegenüber ist es nicht dunkel geworden.