Selbstständiges Leben

Manchmal ist es ein langer und steiniger Weg, bis jemand endlich dort ankommt, wo er oder sie als Mensch angenommen wird, wie er ist.

Morgengedanken 12.9. zum Nachhören:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Frau K. ist eine Frau mit leichter Beeinträchtigung und im Laufe ihres Lebens hat sie alle möglichen Formen der Heimunterbringung erlebt. Nach ihrer Geburt war sie im Säuglingsheim untergebracht, lebte dann einige Zeit im damaligen Kinderhaus in Gugging und so weiter.

Rosemarie Glieber
ist Regionalleiterin NÖ Süd der Lebenshilfe Niederösterreich und arbeitet seit vielen Jahren in der Betreuung behinderter Menschen

Luxus ist relativ

Frau K. wirkt auf den ersten Blick schroff und distanziert, was aber aufgrund der vielen Beziehungsabbrüche, die sie durch Heimwechsel und Wechsel der Betreuerinnen erlebt hat, nicht verwundert. Diese besagte Schroffheit hatte zur Folge, dass sie in einigen Wohneinrichtungen, in denen sie gelebt hat, als kaum betreubar gegolten hat. Frau K. hatte das Glück, in einer Einrichtung zu landen, in der sie so angenommen wurde, wie sie war. Das so „angenommen werden“ gab ihr viel Sicherheit und ermöglichte ihr, viele Kompetenzen für ein selbstständiges Leben zu erwerben.

Mit fast 50 Jahren übersiedelte sie in ihre erste eigene Wohnung und auf die Frage, was ihr dort am besten gefalle, sagte sie „dass ich mit 50 Jahren das erste Mal die Toilette nicht mit einer anderen, fremden Person teilen muss.“ Diese Aussage hat mir deutlich gemacht, dass viele Dinge, die wir für selbstverständlich erachten, für Menschen mit Beeinträchtigung immer noch ein wenig Luxus sind.