Der Tag, an dem die Zeit begann

Ganz am Anfang der Bibel, im ersten Buch der Bibel Mose – auch „Genesis“ genannt – steht der Schöpfungsbericht: Demnach schuf Gott am ersten Tag, am Sonntag, das Licht – aber nicht nur das Licht.

Morgengedanken 16.11. zum Nachhören:

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Am ersten Schöpfungstag, einem Sonntag, schuf Gott das Licht, aber nicht nur das. Er schied das Licht von der Finsternis und schuf so den Wechsel von Tag und Nacht. Das ist das erste Zeitmaß. Ich sehe darin auch die Erschaffung der Zeit. Denn erst danach heißt es: „Da ward aus Abend und Morgen der erste Tag.“

Olivier Dantine
ist Superintendent der evangelisch-lutherischen Diözese Salzburg/Tirol

Gott hatte keine Zeit

Die biblischen Schöpfungsgeschichten können nicht für eine wissenschaftliche Erklärung für die Entstehung des Weltalls herangezogen werden, aber ich finde eine Parallele spannend: Auch die Naturwissenschaft geht davon aus, dass mit dem Urknall die Zeit begann. Vielleicht ist es ja kein Zufall, dass ein Physiker, der auch katholischer Theologe war, nämlich Georges Lemaitre, als Begründer dieser Theorie gilt.

Martin Luther ist einmal gefragt worden, was Gott vor der Erschaffung der Welt getan hat. Er hat auf diese Frage etwas launisch geantwortet: Gott hat Ruten gebastelt für all jene, die solche Fragen stellen. Aber die Frage stellt sich aus einem anderen Grund nicht: Weil Gott erst die Zeit erschaffen hat, gibt es auch kein davor. Also nicht einmal Gott hatte Zeit, um Ruten zu basteln – welch ein Glück! So wünsche ich Ihnen einen schönen Wochenanfang und einen schönen Sonntag – dem Tag, an dem die Zeit begann.