Kirschblüte

Ein Zeichen der Hoffnung setzen, auch wenn alles dagegen spricht – dazu lädt Bischofsvikar Gerhard Reitzinger in den heutigen Morgengedanken ein.

Morgengedanken 4.12. zum Nachhören:

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Am Barbaratag – dem 4. Dezember – ist es Brauch, einen winterharten Kirsch- oder Forsythienzweig abzuschneiden und über Nacht in lauwarmes Wasser zu legen. Anderntags in Wasser gestellt, wird er dann um Weihnachten blühen. Die Blüten im Winter sind Zeichen der Hoffnung, Zeichen für Leben – selbst wenn alles dagegen spricht.

Gerhard Reitzinger
ist Bischofsvikar in der Diözese St. Pölten

Obwohl alles dagegen spricht...

Die heilige Barbara lebte im 4. Jahrhundert – in Nikomedien, in der heutigen Türkei. Ihr Name bedeutet so viel wie „die Ausländerin“. Barbara zählt zu den 14 Nothelfern und gilt als Patronin der Bergleute, Architekten und Sterbenden. Der Barbaratag erinnert mich: Auch ich kann zum Zeichen der Hoffnung werden – für die Menschen in meiner Umgebung. Wo alles dagegen spricht, ja wo es eigentlich niemand mehr erwartet, kann ich zum Zeichen neuen Lebens werden: Ich besuche die Nachbarin, die ihre Wohnung nicht mehr verlassen kann – und ich bringe ihr einen Kirschzweig. Ich schenke meinem Arbeitskollegen einen gütigen, wohlwollenden Blick, auch wenn ich ihn nicht ausstehen kann. Ich gebe der Ausländerin mein Gehör und lege auch noch ein paar Euro dazu – obwohl ich sonst nie etwas gebe.

Nicht alle Kirsch- und Forsythienzweige werden blühen. Aber ich werde es wieder versuchen. Das Zeichen der Hoffnung ist mir wichtig – und viele Menschen warten darauf: dass die Barbarazweige blühen – und jemand daran glaubt, obwohl alles dagegen spricht.