Wissen, Macht und Bildung

Vor 500 Jahren hatte nur eine verschwindend kleine Minderheit das Privileg, Lesen und Schreiben lernen zu dürfen. Darin erinnert das „Jahr der Bildung“, das die evangelischen Kirchen für 2015 ausgerufen haben.

Morgengedanken 12.1.2015 zum Nachhören:

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Wissen ist Macht, heißt es. Als die Reformation vor knapp 500 Jahren begann, ging es auch um Wissen und Bildung. „Es gibt kein edleres und wertvolleres Werk als die Bildung", hat Martin Luther einmal gesagt. Er und die anderen Reformatoren wollten, dass die Menschen die Bibel selbst lesen können. Dazu mussten die Bücher übersetzt werden und die Menschen mussten Lesen und Schreiben lernen.

Marco Uschmann
ist Leiter des evangelischen Amts für Hörfunk und Fernsehen und Chefredakteur der evangelischen Zeitung SAAT

Wissen ist Macht

Um 1520 konnte dies nämlich nur ein verschwindend geringer Teil: einige Adelige, nicht einmal viele Mönche und Nonnen und natürlich die Berufsschreiber. Bildung war sehr wenigen Menschen vorbehalten. Das lag nicht zuletzt daran, dass die Herrscher, also die Könige und die Kirche, an ihrer Macht festhielten und nicht bereit waren, sie zu teilen. Die Reformatoren jedenfalls haben mit ihren Kirchengründungen immer auch Schulen ins Leben gerufen. Diese Schulen waren vor allem das, was man heute „integrativ“ nennt: Selbstverständlich saßen auch Mädchen auf den Schulbänken, Kindern von Bauern neben Sprösslingen von Kaufleuten. Vor Gott sind alle Menschen gleich, sagt die Bibel.

Das Jahr 2015 haben die Evangelischen Kirchen zum Jahr der Bildung ausgerufen. So geht es unter anderem darum, Menschen den Zugang zu Bildung zu ermöglichen. Bildungschancen sind nach wie vor ungerecht verteilt – auch in Österreich. Wer Geld hat, hat leichteren Zugang zu Bildung. Das zu ändern, sind die Reformatoren einst angetreten. In den evangelischen Pfarrgemeinden gibt es 2015 verstärkt Bildungsveranstaltungen, Ehrenamtliche geben Nachhilfe und Leseunterricht und vieles mehr. Denn damals wie heute gilt: Wissen ist Macht.