„Der Ton macht die Musik“

Durchs Reden kommen die Leute zusammen, sagt ein bekanntes Sprichwort. Unüberlegte Worte können aber auch Unfrieden stiften, Freundschaften und Beziehungen zerstören und Menschen auseinander bringen.

Morgengedanken 21.1.2015 zum Nachhören:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Haben Worte wirklich so viel Gewicht? – Zweifellos: Worte können verletzen, verleumden, entwürdigen, unterdrücken, verachten, verdrängen, verurteilen und sogar töten. Worte können lebendig machen, trösten, heilen, aufrichten, entschuldigen, befreien, ermutigen, Liebe schenken und das Geliebt-Sein erfahrbar machen.

Georg Schärmer
ist Direktor der Caritas der Diözese Innsbruck

Abrüstung der Worte

Schlechte Worte befördern das Böse. Gute Worte locken das Gute im Menschen hervor. Die Verrohung der Sprache, der Tonfall der Verachtung, die schlechte Nach-rede, die gedankenlosen Schlagwörter, der verbale Angriff – sie bestimmen unsere Meinungsbildung. Tödliche Strukturen beginnen meist in Herz und Kopf und finden ihren Ausdruck in Worten. Aus Fremden werden Fremdartige, Andersartige, Abartige. Flüchtlinge werden pauschal als Drogenbosse und potentielle Vergewaltiger tituliert.

Wie hat es der junge Rilke umschrieben: „Ich fürchte mich so vor der Menschen Wort. Hier ist Beginn, Ende ist dort. Mich bangt auch ihr Sinn, ihr Spiel mit dem Spott. Keins … ist ihnen mehr wunderbar.“ Das ist ein Aufruf zu mehr Achtsamkeit, zur Abrüstung der Worte – eine Einladung zu einem neuen Umgangston. Es geht um das Wieder-gut-Machen dieser Welt: in Gedanken, Worten und beherzten Werken – nicht zufällig der Linie des Kreuzzeichens folgend.