Freiheit entdecken

Fehler können peinlich sein – Fehler können hilfreich sein. Vor allem aber: Niemand kommt durchs Leben ohne Fehler!

Morgengedanken 28.3.2015 zum Nachhören:

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In der Schule hatte ich in Deutsch eher schlechte Noten – und Referate waren mir verhasst. Vor anderen Menschen zu sprechen war absolut nicht das meine.

Brigitte Thalhammer
ist Provinzleiterin des katholischen Ordens der Salvatorianerinnen in Österreich

Fehler erlauben

Als junge Erwachsene hatte ich Kontakt zu einer sehr lebendigen Pfarrgemeinde. Vor einem Gottesdienst im kleinen Kreis fragte mich der Priester, ob ich die Lesung übernehmen könnte. OK – vor diesen 20 Leuten sollte das möglich sein. Der Pfarrer erklärte mir alles. Als es so weit war, startete ich los – doch der Pfarrer unterbrach mit dem Hinweis: der Text auf der Seite beim grünen Bandl, nicht beim roten. OK – Neustart. Aber ich hatte in der Aufregung wieder den falschen Text erwischt. Erneut ein freundlicher Hinweis auf den Text, der eigentlich dran sein sollte. Peinlich. Peinlich – aber letztlich - auch hilfreich. Denn mir wurde deutlich, dass im Grunde nicht viel passieren kann. Ich hatte zwar erst beim 3. Mal den richtigen Text erwischt, aber die Welt drehte sich weiter - und ich entdeckte: Das, was ich mir nie zugetraut habe, ist doch möglich.

Das Lesen von Texten, das Sprechen vor vielen Menschen, etwa beim Predigen, wurde schließlich sogar Teil meines Berufes als Pastoralassistentin. Sich Fehler erlauben zu können, eröffnet eine große Freiheit und erschließt neue Möglichkeiten. Zugleich bedeutet das, auch anderen Fehler zu erlauben.