Cricket in Kathmandu

Heute geht es nach Nepal – auf das Dach der Welt, wie der Himalaya gern genannt wird. Harald Kluge berichtet über seine Erfahrungen dort – mit einem Spiel namens „Cricket“ und den „Ossis“ und „Wessis“ in einer deutschen Reisegruppe.

Morgengedanken 28.7.2015 zum Nachhören:

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Nepal hat die freundlichsten Menschen der Welt. Zuvorkommend, um einen bemüht, offen, ehrlich. Uns, einer 30-köpfigen Reisegesellschaft des Deutschen Alpenvereins, ging es damals Ende der 90er wirklich gut. Kathmandu, die Hauptstadt Nepals, ist überwältigend mit seinen Tempeln, den vielen Farben, Geräuschen und Geheimnissen. Kathmandu ist aber auch überwältigend mit all der Not und Armut. Nirgendwo hab ich mich gleichzeitig so willkommen, aber auch so unwohl in meiner Haut gefühlt. Und überall umringen einen die Kinder, radebrechen in Englisch und wollen wissen, wie man heißt, ob man Geschwister hat, ob man gern Cricket spielt.

Harald Kluge
ist evangelisch-reformierter Pfarrer in Wien

Unvergesslich sind für mich die paar Schläge mit Kids in den Straßen, die ich als Hobbycricketer mit diesen Profis schlagen durfte. Aber mit dem deutschen Alpenverein verreise ich nie wieder. Denn wir hatten uns mit einer klapprigen Kleinmaschine an die Ausläufer dieser höchsten Gebirgszüge der Welt fliegen lassen und schlugen unsere Biwaks mehr schlecht als recht auf. Die Träger luden abends zu Tee und unterschiedlichen megascharfen Köstlichkeiten. Mit meiner Ex-Freundin im Zelt war es extrem still, aber die lauten nervigen Streitereien zwischen den Ossis und Wessis aus unserer Reisegruppe im Zelt nebenan dauerten die ganze Nacht.

Während die gestopften Urlauber sich über die Osthilfe der Wessis und über den Ausverkauf des Ostens durch die Wessis zerstritten, dachte ich an die Kinder, die wir tagsüber am Straßenrand gesehen haben, die anstatt in die Schule zu gehen, Steine für Kopfsteinpflaster zurechtschlagen, um ihre Familien mitzuernähren. Unvergesslich.