Passionsspiel im Dialekt

Wer die Sprache des anderen spricht, erreicht sein Gegenüber leichter. Das hat schon der Reformator Martin Luther gewusst.

Morgengedanken 12.8.2015 zum Nachhören:

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Martin Luther hat in seinem „Sendbrief vom Dolmetschen“ geschrieben: Man muss den Leuten „auff das maul sehen, wie sie reden, und darnach dolmetzschen.“ In diesem Sinn haben wir bei den Leseproben für das Passionsspiel in Kirchschlag den Text der Sprache unserer Zeit angepasst. Da gibt es einige Hürden, z.B. „Nehmt mein Joch auf euch!“ - Wer weiß denn heute noch wirklich, was ein „Joch“ ist?

Otto Piplics
ist Pfarrer aus Kirchschlag in der Buckligen Welt (NÖ). Er ist Spielleiter der dortigen Passionsspiele, die alle fünf Jahre stattfinden und am 15. August Premiere haben.

Die alten und auch vertrauten Texte sollen dem Publikum doch neu, frisch und aktuell klingen. Bei den Bühnenproben habe ich als Regisseur verlangt, eine ganze Szene zur Übung im Dialekt zu sprechen – wie der Schnabel gewachsen ist. Einer hat darauf gesagt: „Heast, des is gonz sche schwa!“ Andererseits war es so lustig, dass eine vorgeschlagen hat: „Spü ma doch des gaunze amoi im Dialekt!“ Im Idealfall geht es unter die Haut und zu Herzen – und wenn nicht, braucht es noch Arbeit an der Rolle, damit die Zuschauerinnen und Zuschauer die Bergpredigt so unmittelbar erleben wie die Menschen, die Jesus selbst zugehört haben.