Die Gabe des Verstandes

Um die sieben Gaben des Heiligen Geistes geht es diese Woche in den Morgengedanken. Eine davon ist der Verstand – und den sollte man gerade im Glauben auch einsetzen, sagt Angelika Pressler.

Morgengedanken 23.11.2015 zum Nachhören:

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Heute denke ich über die Gabe des Verstandes nach. Besonders wenn ich die Bilder aus Paris sehe, oder aus Syrien, vermummte Gestalten, die im Namen irgendeines Wesens Unschuldige massakrieren. Dann denke ich mir, es ist schon absurd, mit wie wenig Hirn viele Menschen heute glauben. Schwarz oder weiß, schlecht oder richtig, gut oder böse, keine Zwischentöne; kritische Reflexion und ehrliches Nachdenken zählen gerade im Bereich des Religiösen und des Glaubens scheinbar gar nichts.

Angelika Pressler
ist Psychotherapeutin und Personalentwicklerin bei der Caritas Salzburg

Unsere Existenz erhellen

Seltsam, dass in unseren Tagen Verstand und Glaube oft so wenig zusammengedacht werden. Hat doch der Verstand mit Bedachtsamkeit und genauem Hinschauen zu tun, damit Verständnis und Einfühlung geweckt werden. Diese Gabe des Verstandes zu nutzen heißt auch, im Glauben erwachsen werden. In der religiösen Weltdeutung gerade nicht zu bleiben wie Kinder, aus dem magischen Denken herauszutreten, hinein in das Licht des Verstehens. Denn gerade auf dem Feld des Religiösen genügt oft nur ein kleiner Schritt und man gerät in schwer durchschaubare Abhängigkeiten, ist Marionette religiös verbrämter Machtspiele geworden.

Insofern ist die Gabe des Verstandes ein wahrhaft erleuchtendes Geschenk, das wie eine Suchlampe die Ab- und Hintergründe unserer Existenz erhellen kann – wenn wir sie anzünden.