Rat-Schläge

„Eigentlich mag ich persönlich Ratschläge gar nicht“, sagt der altkatholische Pfarrer Heinz Lederleitner. Wenn er demnächst zum neuen Bischof der altkatholischen Kirche in Österreich geweiht wird, wird er sich der gut gemeinten Ratschläge wohl kaum erwehren können...

Morgengedanken 1.12.2015 zum Nachhören:

Eigentlich mag ich persönlich Ratschläge gar nicht. Ich denke dabei an den Satz: „Ratschläge sind auch Schläge“. Und wer mag schon Schläge. Erfahrungen von anderen höre ich mir gerne an. Je persönlicher jemand erzählt, desto mehr höre ich zu. Berührt bin ich von Erzählungen, in denen dem Erzähler etwas peinlich gewesen ist. Es tut mir gut, zu erfahren, dass jemand anderer „auch nur ein Mensch ist“.

Perfektion ist für viele Menschen eine Bedrohung. Zugleich versuchen wir, so perfekt wie möglich zu arbeiten und unserer Rolle gerecht zu werden. So werden wir zur Bedrohung für andere. Was es immer wieder braucht: „Die Luft heraus lassen“. Zu viel denken macht Kopfweh. Zu wenig im Nachhinein noch mehr. Für alles gibt es ein rechtes Maß.

Die spirituelle Botschaft des Weisen Kohelet lege ich Ihnen für heute ans Herz. Er, der aus Erfahrung heraus spricht, aber stets behutsam und mit Augenzwinkern, formuliert es so: „Am Morgen säe deine Saat und lass deine Hand bis zum Abend nicht ruhen. Du weißt ja nicht, ob dies gerät oder jenes oder ob beides gleich gut ist.“

Das ist nun doch ein Rat geworden, kein Ratschlag, der erschlägt, aber einer, mit dem man ganz gut leben kann.