Ich bete für dich

Der Karsamstag ist in der katholischen Tradition der Tag der „Grabesstille“. In vielen Kirchen gibt es ein „Heiliges Grab“ – und viele Gläubige besuchen es, um zu beten. Aber was bedeutet das eigentlich – Beten? Und was bedeutet es, für einen anderen Menschen zu beten?

Morgengedanken 26.3.2016 zum Nachhören:

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Totenstille – Jesus liegt tot im Felsengrab. Diese „Totenstille“ wird sichtbar auch in der Ordnung der Liturgie am Karsamstag. Es ist der einzige Tag im Kirchenjahr, an dem kein Gottesdienst gefeiert wird. Die Osternachtfeier gehört ja schon als liturgische Nachtfeier zum Ostersonntag. Das einzige, das am Karsamstag liturgisch geschieht, ist: Beten.

Dietmar Stipsits
ist römisch-katholischer Pfarrer des Seelsorgeraumes Bad Tatzmannsdorf, Bernstein und Mariasdorf im Burgenland

Gebet ist für mich kein Auftanken scheinbarer „geistlicher Batterien“, sondern ein Gespräch mit Gott. Ich brauche dazu keine vorformulierten Gebetstexte, sondern entweder meditiere ich eine Stelle aus der Heiligen Schrift, oder ich versuche einfach, in der Stille in mich hineinzuhorchen, auf mein Herz zu hören und darin die Stimme Gottes zu entdecken. Und in diesem Gespräch bringe ich jedes Mal auch Menschen mit hinein, die mein Gebet brauchen: Ich bitte Gott also, er möge sich um diese oder jene Person besonders kümmern.

Die Zusage „Ich bete für dich!“ ist für mich zudem ungeheuer entlastend, denn wenn ich bete, dann vertraue ich darauf, dass Gott mit meinen Mitmenschen und auch mit mir barmherzig umgeht. Karsamstag und ein letztes Werk der Barmherzigkeit: Ich bete für dich!