Sich selbst nicht überfordern

Die eigenen Grenzen akzeptieren – wer gern in die Berge geht oder einen Marathon laufen will, lernt das rasch und manchmal recht schmerzhaft. „Grenzen“ gibt es aber auch im zwischenmenschlichen Bereich – wenn jemand zum Beispiel helfen will, aber damit schlicht und einfach überfordert wäre.

Morgengedanken 19.5.2016 zum Nachhören:

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Vom Treffen mit einer Familie aus unserem Freundeskreis fahre ich nachdenklich heim. Ob das wirklich eine gute Idee von ihnen war, ihre demenzkranke Mutter bzw. Schwiegermutter aufzunehmen? Das Mutter-Tochter-Verhältnis war schon bisher nicht gerade konfliktfrei. Ich pendle zwischen Bewunderung, wie großzügig hier Lebensraum und Lebenskraft geteilt wird, und dem Zweifel, ob das angesichts der auf allen Seiten begrenzten Kräfte eigentlich vertretbar ist.

Veronika Prüller-Jagenteufel
ist katholische Theologin und Leiterin des Pastoralamtes der Erzdiözese Wien

Gute Entscheidungen

Angehörige zu Hause zu pflegen, kann sehr herausfordernd sein. Noch mehr als Muskeln und Gelenke sind dabei meist die Nerven unter Druck. Besonders beansprucht werden die emotionalen Kräfte und oft kommen die Fäden in den Beziehungsnetzen an ihre Belastungsgrenzen. Nicht jede Ehe, nicht jede Eltern-Kind-Beziehung hält diesen Anforderungen stand. Daher gibt es auch keine Verpflichtung, die Sorge um Angehörige voll zu übernehmen. Und wer sich drüber traut, braucht andere: professionelle Hilfe ebenso wie ein tragendes Netz aus Verwandten und Freundeskreis.

In dieser Pfingstwoche denke ich als Christin daran, dass dem Heiligen Geist zugeschrieben wird, zu guten Entscheidungen zu verhelfen. Auch die, sich selbst nicht zu überfordern, kann geistgewirkt sein – die Suche nach kreativen Lösungen ist es jedenfalls.