Angst in Beziehungen

Wer Probleme mit dem Rücken oder mit der Wirbelsäule hat, der wird (mit ein bisschen Glück) auf Kur geschickt – zum Beispiel nach Bad Tatzmannsdorf. Der katholische Pfarrer der Gemeinde weiß aus seinen Gesprächen mit den Kurgästen, dass viele nicht nur körperliche Leiden ins Burgenland mitbringen.

Morgengedanken 30.8.2016 zum Nachhören:

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Wenn Kurgäste zu mir zum Gespräch kommen, dann erzählen sie mir in den letzten Jahren immer öfter von ihren Ängsten, die sie in der Gestaltung ihrer Beziehungen haben. Ich habe den Eindruck, dass derartige Ängste in letzter Zeit deutlich zugenommen haben. In den Beziehungen ist es vor allem die Angst, nicht oder nicht mehr attraktiv genug zu sein für den Partner, die Partnerin, oder nicht liebenswert genug, also nicht zu genügen.

Dietmar Stipsits
ist römisch-katholische Pfarrer des burgenländischen Seelsorgeraumes Bad Tatzmannsdorf, Bernstein und Mariasdorf

Verlustängste

Ich höre in solchen Erzählungen dann immer wieder heraus, dass man sich mit anderen vergleicht, die womöglich besser, klüger, hübscher oder erotischer erscheinen. Um seine Partnerin, seinen Partner nicht zu verlieren, versucht man dann, ihn noch enger an sich zu binden, kontrolliert ihn und sein Handy, versichert sich ununterbrochen seiner Liebe, gibt ihm keinen Freiraum mehr. Eine andere Strategie ist jene, dass man sich verstellt, dass man also seine eigenen Bedürfnisse verleugnet und nur mehr so ist, wie es die Partnerin, der Partner von einem erwartet.

Hinter solchen Verlustängsten steckt oft ein mangelndes Selbstwertgefühl. Gerade darin versuche ich dann meine Gesprächspartner zu bestärken: Du bist liebenswert, vertrau darauf!