Jona, der Übereifrige

Im Ersten Testament der Bibel begegnen einem einige aus heutiger Sicht schräge Figuren. Doch trotzdem können diese auch Vorbilder sein. Zum Beispiel Jona – ein Grauzonen-Typ...

Morgengedanken 19.9.2016 zum Nachhören:

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Jona, der Prophet, der von Gott auserwählt wurde, um in Ninive die Menschen zur Umkehr zu bewegen. Ninive, eine uralte Stadt am Fluss Tigris gelegen, war damals eine Metropole, in der die Menschen von Schlechtigkeit durchdrungen waren – so heißt es in der Bibel.

Angelika Pressler
katholische Theologin, Psychotherapeutin und Leiterin der Personalentwicklung der Caritas Salzburg

Der Ärger des Jona

Großmannssucht, Habgier, Geiz, Ausbeutung prägen die Tagesordnung. Jeder ist sich selbst der Nächste. Achtsamkeit, Barmherzigkeit waren Begriffe, die nicht einmal mehr buchstabiert werden konnten. Und dieser Stadt sollte Jona den Untergang verkünden. Es ist nur zu verständlich, dass der gute Mann Angst bekam. Die weitere Geschichte ist bekannt: Er flieht auf ein Schiff, ein Wal verschluckt ihn, speit ihn wieder aus. Schließlich landet er doch in Ninive und versucht die Leute dort zur Umkehr zu bewegen. Und siehe da! Sie verstehen ihn, sie werden andere Menschen – und Gott hat Erbarmen mit ihnen, verschont sie.

Das Witzige in der fast märchenhaften Geschichte ist: Jona wird sauer. Jetzt hat er sich so abgemüht, sein Leben riskiert, sich fast lächerlich gemacht, aber Gott verzeiht dieser Stadt. Wie ungerecht! Er wird eine Zeit brauchen um zu verstehen, dass Gott auch auf den krummen Zeilen des Lebens gerade schreiben kann … ein schönes Bild, finde ich – auch für unsere Zeit.