Aaron, der Manager
Morgengedanken 21.9.2016 zum Nachhören:
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Heute stelle ich Ihnen eine schillernde Figur aus dem Alten Testament vor; eine, die gar nicht so beliebt ist, die in der Bibel manchmal fast als abtrünnig und ketzerisch beschrieben wird. Aber sind es nicht oft auch die Querköpfe, die uns in manchem Vorbild sein können? Ich spreche von Aaron, dem Bruder des Moses.
Angelika Pressler
katholische Theologin, Psychotherapeutin und Leiterin der Personalentwicklung der Caritas Salzburg
Auf Altes zurückschauen
Mose ist ja bekanntlich der große Visionär, der das Volk Israel aus Ägypten in das Gelobte Land führte. Aber Aaron? Ist das nicht der mit dem Goldenen Kalb? Der, der das Volk aufwiegelt, damit es wieder den alten Göttern huldigt? Aaron, der gewissermaßen ein Event veranstaltet, bei dem das Volk auf seiner Exil-Wanderung durch die Wüste betrunken und ausgelassen für einen Moment lang die Mühsal des Alltags vergessen kann? Ja, der ist es. Und der soll ein Vorbild sein?
Aaron ist neben seinen Entgleisungen eine durchaus beachtenswerte Persönlichkeit. Ich denke, er war die rechte Hand seines Bruders Mose, der Organisator und Manager im Hintergrund, der versuchte, das ausgehungerte Volk bei der Stange zu halten. Sicherlich, seine Methoden sind fragwürdig. Aber brauchte ein Wirrkopf und Charismatiker wie Mose nicht einen solchen Gegenpol, um zu mehr Klarheit und Ordnung zu kommen?
Manchmal brauchen auch wir Menschen, die zurückschauen, Altes wieder beschwören, damit wir das Neue angstfreier und klarer in den Blick bekommen!