Vergeben und vergessen

Vergeben – das ist nie einfach. Und Schuld einzugestehen – das fällt vielen Menschen noch viel schwerer...

Morgengedanken 20.10.2016 zum Nachhören:

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Ich möchte Ihnen von einer Begegnung im Krankenhaus erzählen, die ich sicher nicht vergessen werde. Ein Ehepaar hatte einen schrecklichen Motorradunfall. Beide liegen im Krankenhaus. Er ist gefahren und war schuld am Unfall. Er hat gegen sich eine enorme Wut. Er kann sich nicht vergeben: „Warum war ich nur so blöd?“

Erwin Löschberger
ist römisch-katholischer Pastoralassistent und Krankenhaus- und Pflegeheim-Seelsorger in Graz

Tragfähige Beziehungen

Ich erlebe, wie er im Rollstuhl seine Frau im anderen Zimmer besucht. Sie ist viel rationaler und sorgt sich schon um alles, was in der nächsten Zeit notwendig sein wird. Er sucht ihre Nähe, streichelt immer wieder ihren Fuß, sehr zärtlich, unglaublich berührend. Sie wirft ihm nichts vor. Sie hat ihm sichtbar vergeben. Für mich ein heiliger Moment, den ich da erlebe. Ihre vertrauensvolle Beziehung trägt sie durch diesen ganzen Schlamassel. Ich staune und danke.

Ich wünsche uns die Fähigkeit, zu vergeben, denn wir sind alle auf Vergebung angewiesen. Und ich wünsche uns tragfähige Beziehungen, für den heutigen Tag und für alle schwierigen Zeiten unseres Lebens.