Die andere Wange hinhalten
Morgengedanken 1.2.2017 zum Nachhören:
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Wir sind geliebte Kinder Gottes. Da gibt es diesen Spruch Jesu, dass man die andere Wange hinhalten soll, wenn man mit jemandem streitet. Manche verstehen darunter, dass man immer nachgeben soll, beschwichtigen, sich tot stellen, damit mir der andere ganz sicher nichts mehr tut. Beschwichtigen ist eine Schutzhaltung, die mir vielleicht kurzfristig hilft, und in manchen Situationen wohl auch das Überleben sichert, die aber keinen Konflikt löst: Ich nehme dabei mich selber nicht ernst und letztlich auch nicht den anderen. Und schon gar nicht die Sache.
Gisela Ebmer
Fachinspektorin für den evangelischen Religionsunterricht an Höheren Schulen in Wien
Nicht mehr Opfer sein
Die andere Wange hinhalten, damit meint Jesus: Wenn du in einem Streit bist, wo dir die Sache wirklich wichtig ist, dann gib nicht auf, du bist wichtig, und auch die Sache, für die du streitest, ist es wert, dass sie weiter verfolgt wird. Nimm aber auch deinen Gegner ernst. Schlage nicht mit den gleichen Mitteln zurück. Hör zu, was er oder sie wirklich meint. Erst wenn du dich selber, deine Gegner und Gegnerinnen und die Sache ernst nimmst, dann gibt es vielleicht eine Lösung für dein Streitthema.
Du riskierst damit aber auch, dass du noch einmal geschlagen wirst. Aber du behältst deine moralische Qualität, du gibst nicht auf, du flüchtest nicht, du übst keine Gewalt. Du bist nicht mehr das Opfer. Du ergreifst Initiative – anders als es deine Gegner erwarten.