Auf die leisen Töne hören

Eine Woche, die ruhiger ist als sonst, hat begonnen: Sie trägt den etwas geheimnisvollen Namen „Karwoche“ – in anderen Sprachen ist sie schlicht die „Heilige Woche“.

Morgengedanken 10.4.2017 zum Nachhören:

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Gestern hat die Karwoche begonnen. Das Wort „kar“ kommt aus dem Althochdeutschen und bedeutet so viel wie Klage, Kummer oder Trauer. In anderen Sprachen wird diese Woche nicht als eine Klage- oder Trauerwoche bezeichnet, sondern, wie auf Englisch, Französisch oder Italienisch als „Heilige Woche“.

Olivier Dantine
ist Superintendent der evangelisch-lutherischen Diözese Salzburg-Tirol

Gedämpfte Zeit

Da wird deutlicher, dass es in erster Linie nicht um die Klage geht. Die Heilige Woche zielt nicht allein auf die Darstellung des Leidens Jesu, sondern auf die Überwindung vom Leid. Und doch ist diese Woche, ganz gleich ob sie Karwoche oder Heilige Woche genannt wird, in der christlichen Tradition eine stille Woche.

In den Andachten, Gottesdiensten und Liturgien kommt das Lob Gottes ruhiger daher. Eine „gedämpfte“ Zeit ist es sozusagen. Es tut mir gut in einer Welt, in der oft nur das Laute Aufmerksamkeit erhält, ganz bewusst stiller zu werden und auf die leisen Töne zu hören. Gerade wenn Menschen füreinander da sind und einander trösten, geschieht das oft im Stillen. Schrille Töne haben da nichts verloren, vielmehr geht es ums Zuhören. Gerade dieses aufeinander Achten macht das Leben so lebenswert. Die Karwoche lädt also dazu ein, eine Haltung der Menschlichkeit in den Blick zu nehmen.