Passiv und wehrlos

Der Sonntag ist kein Tag wie jeder andere – sondern ein Ruhetag. Zumindest für die meisten Menschen. Ihren Gebetsrhythmus behält die evangelische Theologin Luise Müller trotzdem bei – aber sie gönnt sich doch am Sonntag ein wenig Passivität.

Morgengedanken 21.5.2017 zum Nachhören:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Sonntage sind anders. Sie sind anders als jeder andere Tag. Und das beginnt schon vor dem Aufstehen. Sonntage verheißen mehr Freiheit als jeder andere Tag, und das für den ganzen Menschen. Vom Ruhetag nach sechs Arbeitstagen erwarte ich nicht nur eine kurze Unterbrechung des Normalen sondern Zeit zur Regeneration. Auftankzeit. Für meinen Körper, meinen Geist und für meine Seele. Freiheit von den Zwängen der Alltage und ihrer Atemlosigkeit.

Luise Müller
ist evangelische Theologin und ehemalige Superintendentin der Diözese Salzburg-Tirol

Worte der Tradition

Gleichbleibend ist allerdings auch am Sonntag der Rhythmus meiner Gebetszeiten. Morgens und abends. Am Anfang und Ende des Tages brauche ich zumindest eine kurze Verbindung zu Gott, eine Vergewisserung über den Rahmen meines Lebens. Fulbert Steffensky, ein Theologe, den ich sehr schätze, sagt: Beim Gebet sind wir ganz wehrlos und passiv. Wir verlassen uns selbst und stellen uns unter das Gericht der Güte Gottes. Und so gönne ich mir zumindest am Sonntag diese Passivität insofern, dass ich nicht nach eigenen Worten suche, sondern Worte der Tradition hervorhole und bete:

„Führe mich, oh Herr, und leite meinen Gang nach deinem Wort. Sei und bleibe du auch heute mein Beschützer und mein Hort. Nirgends als von dir allein kann ich recht bewahret sein.“