Vergänglichkeit im Buch Kohelet

„Carpe diem!“ - Nutze den Tag! Oder besser gesagt: Pflücke den Tag! Spätestens seit dem Film „Der Club der toten Dichter“ ist dieses Wort des alten, römischen Dichters Horaz zum Allgemeingut geworden.

Morgengedanken 24.10.2017 zum Nachhören:

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„Windhauch, Windhauch, sagte Kohelet, Windhauch, Windhauch, das ist alles Windhauch. Welchen Vorteil hat der Mensch von all seinem Besitz, für den er sich anstrengt unter der Sonne? … Ich beobachtete alle Taten, die unter der Sonne getan wurden. Das Ergebnis: Das ist alles Windhauch und Luftgespinst.“ (Koh 1,2-3.14)

Dietmar Stipsits
ist Seelsorger des römisch-katholischen Seelsorgeraumes Bad Tatzmannsdorf, Bernstein und Mariasdorf, Burgenland

Nimm dein Leben in die Hand

Manche kennen wohl diese Worte aus dem Alten Testament, aus dem Buch Kohelet. Es ist ein Buch, in dem der unbekannte Verfasser Weisheitssprüche, praktische Lebensratschläge und Warnungen vor falschen Lebensweisen zusammengetragen hat. Manche erkennen in diesem Buch einen tiefen Pessimismus: Alle menschlichen Genüsse führen letztlich nur zur Leere, ins Nichts, alles ist vergänglich.

Andere hören aus dem Buch heraus, dass der einzelne Mensch das Leben nutzen und jeden Tag als einzigartig genießen soll, weil man ja nicht weiß, was das Morgen bringen wird. Für mich ist dieser zweite Gedanke ein ganz spannender. Kohelet formuliert es im neunten Kapitel mit folgenden Worten: „Alles, was deine Hand, solange du Kraft hast, zu tun vorfindet, das tu!“ (Koh 9,10) Nimm dein Leben in die Hand und gestalte es!