Schwarz und Weiß
Morgengedanken 9.10.2016 zum Nachhören:
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Bis zu meinem 8. Lebensjahr kannte ich nur Schwarz-Weiß-Fernsehen. Heute sind Schwarz-Weiß-Fernsehapparate ausgestorben. Schwarz-Weiß-Filme aus früheren Zeiten werden koloriert, also in Farbfilme umgewandelt. Aber nicht alles sollte eingefärbt werden, was schwarz-weiß gedreht wurde.
Thomas Hennefeld
ist Landessuperintendent der evangelisch-reformierten Kirche in Österreich
Hunger nach Gerechtigkeit
In Schwarz-Weiß-Filmen können Konturen und Stimmungen oft besser herausgearbeitet und eine dichtere Atmosphäre erzeugt werden. Solche Filme kommen oft ohne drastische Bilder aus und können trotzdem unter die Haut gehen. Ein solcher Film, der mich bis heute fasziniert, und ganz bewusst in schwarz-weiß gedreht wurde, ist das erste Evangelium von Pier Paolo Pasolini, ein Film über das Leben Jesu auf der Grundlage des Matthäusevangeliums. Der Atheist Pasolini zeichnet mit sparsamsten Mitteln einen Jesus, der sich bedingungslos auf die Seite der Schwachen und an den Rand Gedrängten stellt. Jesus in einem Schwarz-Weiß-Film, der die Welt zwar nicht schwarz-weiß sieht, aber dennoch kompromisslos seinen Weg geht. Wir leben in einer komplexen und oft schwer überschaubaren und durchschaubaren Welt.
Umso wichtiger ist es, eine klare Botschaft zu haben. Pasolini lässt seinen Jesus die Seligpreisungen zitieren, wo es u.a. heißt: „Selig, die hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, denn sie werden satt werden.“ Und das gilt auch heute noch.