Reformation macht Mut!

Die so genannten „sozialen Medien“ haben das Leben sicher bereichert: Der Austausch über Grenzen, Zeitzonen und sonstige Hindernisse hinweg ist leichter geworden. Aber auch für „Mobbing“ haben sich völlig neue Möglichkeiten eröffnet. Wenn wer nicht aufpasst, muss mit „Hasspostings“ oder gleich mit einem „Shitstorm“ rechnen.

Morgengedanken 11.9.2017 zum Nachhören:

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“Hier stehe ich, ich kann nicht anders.” Das soll Martin Luther gesagt haben, als er sich vor dem Kaiser am Reichstag von Worms weigerte, seine Ansichten zur widerrufen. Luther hat sich bei seiner Weigerung auf sein Gewissen berufen, auf die Vernunft und auf die Bibel, die Heilige Schrift. Das waren für ihn die Autoritäten, denen er zu folgen bereit war. Der Papst in Rom war es nicht mehr, auch der Kaiser als höchste politische Macht seiner Zeit war es nicht.

Michael Bünker
ist Bischof der evangelisch-lutherischen Kirche in Österreich

Mut zur eigenen Meinung

Mit diesem kantigen Schritt, der ihn ja in Lebensgefahr gebracht hat, gibt Luther ein Beispiel bis heute. Eine begründete eigene Position haben, das offene Gespräch suchen und dabei der Kraft von Argumenten mehr zu vertrauen als der Kraft von Gefühlen, das scheint mir heute dringend notwendig. In Zeiten von Fake news, in denen Menschen immer weniger miteinander sprechen und lieber unter Gleichgesinnten bleiben, die, die andere Meinungen vertreten mit Hasspostings und Shitstorms überschütten, wird es immer notwendiger, das vernünftige Gespräch auch und gerade bei gegensätzlichen Ansichten nicht abreißen zu lassen. Und letztlich immer Respekt zu haben vor den Gewissensentscheidungen der anderen.

Reformation bewegt! Sie macht Mut zur eigenen, begründeten Meinung, zum eigenen Standpunkt, und zur beherzten Auseinandersetzung im gegenseitigen Respekt.