Ermutigung zur Zivilcourage

Heute vor 80 Jahren ist es geschehen: Österreich wurde an das Deutsche Reich „angeschlossen“ (wie es heißt) und dem Regime der Nationalsozialisten unterstellt. Ein Gedenktag ist dieser 12. März mit einer Botschaft auch für heute.

Morgengedanken 12.3.2018 zum Nachhören:

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Ich sehe eine Szene in einem alten Wochenschaubericht: Zwei ältere Männer kauern auf allen Vieren auf der Straße und versuchen mit Zahnbürsten den Asphalt zu reinigen. Eine Gruppe steht rundherum, verlacht und verspottet, tritt und schlägt sie. Es ist eine Wiener Straßenszene vom 12. März 1938.

Veronika Prüller-Jagenteufel
ist Leiterin des Pastoralamts der Erzdiözese Wien

Wo beginnt die Verachtung anderer?

Vor genau 80 Jahren wurde Österreich Teil des von der nationalsozialistischen Arbeiterpartei regierten Deutschen Reichs. Ihre Idee eines großen, mächtigen Deutschlands hatte auch in Österreich viele Anhänger, die da dazugehören wollten. Das Gefühl der deutschen Überlegenheit über alle anderen, insbesondere über Juden und Jüdinnen, passte zum auch in Österreich weit verbreiteten Antisemitismus. So gehören schon zu diesen ersten Tagen der Zugehörigkeit Österreichs zu Hitlerdeutschland diese Bilder von gequälten und verspotteten jüdischen Mitbürgern.

Mich schockieren diese Bilder. Wie kann man nur so grausam und gemein sein? Im Blick auf heute frage ich mich: Wo beginnt diese Verachtung anderer, die so leicht in Gewalt umschlägt? Eine Wurzel liegt wohl in dem Irrtum, sich anderen Menschen überlegen zu fühlen. Alle Menschen haben dieselbe Würde, die unbedingt zu achten ist. Auch heute.