Herbst

Der Herbst erinnert viele Menschen an die Vergänglichkeit aller Dinge – und diese Vergänglichkeit ist für uns Menschen im Sterben oft mit Leid verbunden.

Morgengedanken 20.10.2018 zum Nachhören:

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Der Herbst. Die Zeit des Loslassens, aber auch die Zeit des bewussten Einlassens auf das Leben. Ein Bewohner unseres Bezirksaltenheimes lag schon längere Zeit im Sterben. Trotzdem rotierte das Leben mit all seinen emotionalen Geschichten in unserem Haus weiter.

Jörg Fuhrmann
ist Palliativpfleger und Seniorenheimleiter in Salzburg

Zeit der Vergänglichkeit

Eines Tages besuchte ich wieder den Bewohner und setzte mich ruhig an sein Bett, wo ich verweilte. Ich muss sagen, ich fand zu mir und auch innerlich wurde ich richtig ruhig. Es war ein besonderer Moment. Nach einiger Zeit kam eine Schwester ins Zimmer und sorgte sich liebevoll um den Bewohner. Als sie ihre Arbeit beendet hatte, setzte sie sich zu mir und meinte: „So viel Leid, warum?“. Ich fragte sie daraufhin, wo sie so viel Leid sehen würde? Darauf antwortete sie mir: „Vielleicht ist es, weil ich mich selber so wenig annehmen kann und mich auch einlassen kann auf das Leben. Aber egal.“

Aus der Biografie des Bewohners wussten wir, dass dieser noch einiges zu klären hätte vor seinem Tod. Nun hatte er die Zeit dazu, welche er bestimmt auch genutzt hatte. Der Herbst ist die Zeit, sich auf das Leben und die Vergänglichkeit einzulassen, ohne sich daran leid zu sehen. Ich wünsche Ihnen einen farbenfrohen, lebendigen und erfüllten Herbst des Jahres.