Stille und Größe

Braucht wahre Größe lautes, großspuriges Auftreten? Oder nicht vielmehr genau das Gegenteil?

Morgengedanken 21.10.2018 zum Nachhören:

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Sonntagfrüh ist es schön still; sogar in einer Stadt wie Rom, wo ich lebe – und unter der Woche leider sehr laut. Von Montag bis Samstag plustert sich Rom mit Lärm auf. Wer zeigen muss, was er hat, tut das laut. Mit großen dicken Autos zum Beispiel, gerne auch mit extra lauten Motorrädern, mit denen sich so schön über die römischen Hügel hinabknattern lässt, vorbei an den großen dicken Autos, die im Stau stehen, während sie wahrscheinlich gerade zu einem wichtigen Business-Meeting unterwegs sind. Vielleicht auch nur zur Maniküre.

Gudrun Sailer
stammt aus dem Pielachtal in Niederösterreich. Sie lebt in Rom und ist dort seit vielen Jahren Journalistin im Vatikan.

Groß ist, wer zur Seite rückt

Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, sagt uns Jesus heute im Sonntagsevangelium. Das ist ein Satz, der sich still und einfach unserer Welt entgegenstellt, wie wir sie täglich erleben. Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein: Jesus sagt das nicht zu einem an Reichtum gewöhnten Geschäftsmann, sondern er sagt es zu seinen Freunden, die ihn kennen, ihn gut finden und ihm folgen – aber seine Botschaft trotzdem nur zur Hälfte verstanden haben. Bis heute.

Groß ist nicht, wer großspurig auftritt, an anderen vorbeidröhnt und in die Runde schmettert: Der beste bin ich. Groß ist, wer zur Seite rückt, sich umdreht nach den Kleineren und ihnen hilft, voranzukommen. Wer wirklich groß sein möchte, ist groß nach innen hin - und nach außen hin oft still. Daran erinnert mich die Stille am Sonntagmorgen in Rom.