Dein Wille geschehe

Der Einzelne und die Gemeinschaft - aus diesem Verhältnis können sich durchaus Spannungen ergeben. Etwa wenn jemand egoistisch ist und nur das eigene Wohl verfolgt.

Morgengedanken 1.3.2019 zum Nachhören:

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Beten ist riskant. Zumindest, wenn man mit den Worten Jesu betet. „Dein Reich komme“, heißt es im Vaterunser. Und: „Dein Wille geschehe“.

Stefan Schröckenfuchs
ist Superintendent der evangelisch-methodistischen Kirche in Österreich

Riskantes Gebet

Warum muss ich eigentlich Gott darum bitten, dass sein Wille geschieht? Oder gilt diese Aufforderung gar nicht Gott - sondern vielmehr mir? Eine Aufforderung an mich selbst: „Sei doch bereit, dich auf Gottes Willen einzulassen. Sei bereit, einzuwilligen in das, was Gott im Sinn hat.“ Was aber, wenn das, was ich als Gottes Wille erkenne, nicht übereinstimmt mit dem, was ich gerade will? Und, Hand aufs Herz, das beginnt doch schon bei der nächsten Bitte des Vaterunser: „Unser tägliches Brot gib uns heute.“, heißt es da. Ich aber hätte lieber meinen Schweinsbraten - und mein Auto, mein Haus und mein Handy dazu.

Mit Jesu Worten zu beten ist riskant, weil mich sein Gebet mit Fragen konfrontiert: Was will ich eigentlich? Was brauche ich wirklich? Und: Geht es wirklich nur um mich? Die Caritas wirbt seit einiger Zeit mit dem Slogan „Das WIR ist größer als das ICH“. Ganz im Sinne Jesu, finde ich, der uns im Vaterunser herausfordert, nicht nur das ICH zu sehen, sondern das WIR: die Menschen, mit denen wir leben. Gott will, dass für uns alle gesorgt wird. Und wenn für uns alle gesorgt wird, komme auch ich nicht zu kurz.