Mitgefühl und Einfühlung
Morgengedanken 25.6.2019 zum Nachhören (bis 24.6.2020):
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Seit alters her gilt das Herz als Sitz der Gefühle und Berührbarkeit und auch nicht selten als Ort der wahren Menschlichkeit. Unsere Sprache gibt ja ein beredtes Zeugnis davon: Ein weites Herz haben, oder eng- und kaltherzig sein. Das Herz kann brechen, aber auch in die Hose fallen. Es kann mir ganz warm ums Herz werden und das Herz kann mir bis zum Halse klopfen.
Angelika Pressler
ist Theologin und Psychotherapeutin in Salzburg
Taubes Herz?
Das Herz ist also viel mehr als nur ein Muskel, eine Pumpe. Aber selbst eine Pumpe muss gehegt und gepflegt werden, damit sie nicht verstopft, ins Stottern gerät oder gar verstummt. Vielleicht ist ja genau das mit Herzensbildung gemeint: Immer und immer wieder darauf zu achten und hören zu lernen, was unser Herz spricht. Ich bin überzeugt davon, dass die darwinsche Verkürzung, nur der Stärkere kommt durch, der andere ist immer mein Konkurrent, eine massive Verstopfung unserer Herzlichkeit bewirkt hat. Denn wir Menschen sind tief drinnen darauf angelegt, mitfühlende und soziale Wesen zu sein. Herzensbildung heißt dann, diese Fähigkeit ständig im Auge zu behalten und weiter zu entwickeln.
Wenn jemand am Boden liegt, dann habe ich doch etwas in mir, das mich daran hindert, einfach über den Menschen weg oder gar drauf zu steigen. Sondern ich bleibe stehen und beuge mich hinunter. Andererseits: Wenn Menschen als Gaffer und Filmer Unfallstellen verstopfen, dann gruselt es mich. Ist ihr Herz taub geworden? Herzensbildung heute – das wäre dann wie ein Defibrillator für eine fast schon herztote Gesellschaft, die im sozialen Koma liegt.