Herbst-Meditation

Die herbstlichen Gartenarbeiten bieten viele Gelegenheiten, auch den tieferen Fragen des Lebens nachzuspüren. Eine kleine Anregung dazu in den heutigen Morgengedanken von Elisabeth Rathgeb.

Morgengedanken 14.11.2019 zum Nachhören (bis 13.11.2020):

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Der Nussbaum in unserem Garten verliert erst in diesen Tagen seine Blätter. Nach den späten November-Frostnächten fallen sie steif gefroren zu Boden und segeln nicht mehr so elegant wie im Oktober-Föhnwind herab. Jetzt kommt der große alte Holzrechen zum Einsatz. Das ist eine meiner liebsten Garten-Beschäftigungen: meditatives Laubrechen.

Elisabeth Rathgeb
ist katholische Theologin in Innsbruck

Sei was du bist

Dabei lässt es sich so praktisch über den Kreislauf des Lebens nachdenken: Eben waren die Blätter noch saftig grün und kräftig. Jetzt verfärben sie sich gelb und braun und liegen vertrocknet am Boden. Hin und wieder findet sich noch eine schöne Nuss. Oben am Baum schlummern schon die neuen Knospen und warten auf das Frühjahr. Wie wird es mit meinem Leben weitergehen? Wieviel Zeit bleibt mir noch? Was ist wichtig, was nebensächlich? Und wie wird das neue Leben sein, das wir Christen und Christinnen erhoffen, wenn sich mein Lebenskreis einmal schließt?

Einige Zeilen der Dichterin Rose Ausländer kommen mir in den Sinn, die ich Ihnen für den heutigen Tag mitgeben möchte:

Noch bist du da….
Noch duftet die Nelke
Singt die Drossel
Noch darfst du lieben
Worte verschenken
Noch bist du da
Sei was du bist
Gib was du hast.