Liebe, Angst und Sicherheit

Unsicherheit und Angst – das waren in den vergangenen Wochen Gefühle, die bei vielen Menschen mehr oder weniger oft hochgekommen sind. Aber kann die Liebe hier eine Hilfe sein?

Morgengedanken 25.5.2020 zum Nachhören (bis 24.5.2021):

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In Zeiten wie diesen, in denen so viel von Angst und Sorgen zu verspüren ist, in denen wir bereit waren, Gewohnheiten aufzugeben, räumliche Ferne auszuhalten, Abstände einzuhalten, um sicher zu gehen, was kann mir da schon die Liebe erzählen?

Angelika Pressler
ist Psychotherapeutin und Theologin aus Salzburg

Liebe ist keine Beruhigungspille

Und ich frage mich, was ist eigentlich das Gegenteil von Liebe? Hass kann es nicht sein, der ist nur eines der vielen Gesichter der Liebe. Aber vielleicht ist es ja die Angst? Die Angst, ausgeliefert zu sein, nichts mehr kontrollieren zu können, angstvoll zu sehen, dass das Leben begrenzt ist, dass wir gar nicht so viel wissen, wie wir glaubten. Und so umgeben wir uns mit Sicherheiten, die aber nur recht holprig über die zerbrechlichen Brücken der Menschlichkeit tragen.

Und außerdem, ist Angst nicht auch eine ständige Begleiterin der Liebe? Die Angst, die Liebsten nicht ernähren zu können, die Angst, das Liebste zu verlieren, die Angst, enttäuscht zu werden. Und auch in der Liebe suchen wir Sicherheit, Bindung und Geborgenheit. Aber Liebe bedeutet ebenso, sich auszuliefern, nichts kontrollieren zu können. Denn die Liebe ist nackt, bloß, unverhüllt. Liebe zeigt Gesicht, in aller Nacktheit. Doch auch Nacktheit kann Angst machen und leider ist die Liebe keine Beruhigungspille dagegen. Aber ganz sicher ist sie ein Lebenszeichen für Lebendigkeit, um der Starre der Normen und Verbote das Gesicht zu zeigen.