Erinnerungszeichen am Wegrand

Im Freien unterwegs sein - Christian Wiesinger hat sich das als tägliche Übung angewöhnt. Und das nicht nur, um auf die von Gesundheitsexperten empfohlenen 10.000 Schritte zu kommen.

Morgengedanken 3.6.2020 zum Nachhören (bis 2.6.2021):

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Ich besuche in diesen Wochen täglich ein Feldkreuz, eine Kapelle oder einen Bildstock. Viele davon sind Erinnerungszeichen: Besonders aufgefallen sind mir in dieser Zeit die, die an die Pest oder Cholera erinnern. Sie stehen oft am Rand eines Dorfes oder etwas außerhalb, an einem Platz, wo in Seuchenzeiten die Verstorbenen begraben wurden. Sie erinnern an die Menschen, die daran zugrunde gingen – oder auch an die Dankbarkeit über das Ende einer Epidemie damals.

Christian Wiesinger
ist Dechant in Laa-Gaubitsch und Pfarrmoderator in den Pfarren Eichenbrunn, Gaubitsch, Patzmannsdorf und Unterstinkenbrunn im Weinviertel (NÖ)

Was schon gelungen ist...

Auch an andere tragische Erlebnisse wird da und dort erinnert: an einen Unfall oder ein anderes Leid, das Menschen erdulden mussten. Oft stehen Marterl und Kapellen aber auch für große Dankbarkeit – nach einer überstandenen Krankheit, über die Heimkehr aus dem Krieg oder über ein anderes Ereignis, wo sich das Leben zum Guten gewendet hat. Im Blick auf solche Erinnerungszeichen achten und würdigen wir menschliche Erfahrungen. So können wir etwas davon bewahren, wo sich andere bewährt haben.

Die Achtsamkeit für das, was schon gelungen ist, gerade auch in dieser Zeit, stärkt uns im weiteren Vorangehen. Die Freude über das, was wir schon geschafft haben, gibt neuen Lebensmut. Für mich wirkt im Erinnern der gute Geist Gottes.