Durch Erfahrung lernen

Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir – ein Satz, der immer noch gerne angewandt wird. Heute wissen wir, dass es sehr wichtig ist, was wir unseren Kindern vorleben und dass wir zulassen, sie ihre eigenen Erfahrungen selbst machen zu lassen.

Morgengedanken 6.7.2020 zum Nachhören (bis 5.7.2021):

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Ich bin ungefähr zehn, elf Jahre alt, so genau weiß ich es nicht mehr. Im Geist sehe ich mich mit zwei Kühen, die an Ketten miteinander verhakt sind, über die Dorfstraße zu einer Wiese marschieren. Ich habe die beiden auf die Weide gebracht, ganz allein, mit Stolz und einigem Respekt vor den großen Tieren.

Christine Haiden
ist Chefredakteurin der Zeitschrift „Welt der Frauen“ in Linz

Kinder mitmachen lassen

Meine Mutter hatte mir relativ früh Arbeiten am Hof zugetraut. Davon gab es damals in den 1960er Jahren genug. Sie war oft allein zugange, weil Vater als Hilfsarbeiter auswärts war. Ich war als Älteste bald als Helferin gefragt. Ganz sicher war ich manchmal auch überfordert mit dem, was meine Mutter mir aufgetragen hat, aber ebenso sicher habe ich viel gelernt. Ich durfte mich beweisen, sie hat mir etwas zugetraut. Ich erinnere mich an die Freude, wenn mir etwas gelungen ist, wenn ich mich ein Stück näher dem fühlte, was die Erwachsenen schon konnten.

Heute sagt uns die Gehirnforschung, dass Lernen über Erfahrungen am leichtesten geht. So gesehen ist es für Kinder ein Geschenk, wenn sie bei dem, was Erwachsene tun, mitmachen dürfen. Als ich neulich eine Großnichte beobachtete, die ihr Onkel, ein Mechaniker, in der Werkstatt mitmachen ließ, war ich mir sogar sicher, dass für sie Technik später kein Problem sein wird.