Sehnsucht

Wer kennt es nicht, dieses Gefühl. Es stellt sich oft dann ein, wenn wir Zeit finden über das Hier und Jetzt und über uns selbst nachzudenken. In den Ferien und im Urlaub ist es für viele die Sehnsucht in die Ferne zu schweifen.

Benjamin Lack ist Domkapellmeister in St. Nikolaus, Feldkirch, Vlbg.

Da wir mit dem aktiven Reisen dieses Jahr vielleicht etwas vorsichtiger sind, möchte ich sie an diesem Morgen mit dem folgenden Gedicht mit auf eine kleine literarische Reise nehmen.

Morgengedanken 8.8.2020 zum Nachhören (bis 7.8.2021):

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Sehnsucht. (Joseph von Eichendorff)

Es schienen so golden die Sterne,
Am Fenster ich einsam stand
Und hörte aus weiter Ferne
Ein Posthorn im stillen Land.
Das Herz mir im Leib entbrennte,
Da hab’ ich mir heimlich gedacht:
Ach wer da mitreisen könnte
In der prächtigen Sommernacht!
Zwei junge Gesellen gingen
Vorüber am Bergeshang,
Ich hörte im Wandern sie singen
Die stille Gegend entlang:
Von schwindelnden Felsenschlüften,
Wo die Wälder rauschen so sacht,
Von Quellen, die von den Klüften
Sich stürzen in die Waldesnacht.
Sie sangen von Marmorbildern,
Von Gärten, die über’m Gestein
In dämmernden Lauben verwildern,
Palästen im Mondenschein,
Wo die Mädchen am Fenster lauschen,
Wann der Lauten Klang erwacht,
Und die Brunnen verschlafen rauschen
In der prächtigen Sommernacht.