Die kleine Tür von Bethlehem

Dort, wo Jesus nach biblischem Bericht vor etwa 2000 Jahren geboren worden ist, in Bethlehem, erhebt sich heute eine eindrucksvolle Kirche – über der so genannten „Geburtsgrotte“. Diese Kirche hat aber nur ein ganz kleines Eingangstor.

Morgengedanken 23.12. zum Nachhören:

Dieses Element ist nicht mehr verfügbar

Waren Sie schon einmal im Heiligen Land? Es ist eine tolle Erfahrung, auf den Spuren der Bibel zu wandern. Bethlehem gehört dabei zum Pflichtprogramm. Ein Detail der Geburtsstadt Jesu hat mich besonders beeindruckt:

Johann Pock
stammt aus Marchtring in der Steiermark und ist katholischer Theologe an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien

Die kleine Tür von Bethlehem

Wer nach einem Besuch
der Gedächtniskirchen in Nazareth und Jerusalem
in das Dorf Bethlehem kommt,
der sieht zuerst auch eine große Kirche.

Der Zugang jedoch
der scheint viel zu klein geraten.
Damit zwang man im Mittelalter die Reiter aus ihren Satteln.
Keiner sollte am hohen Ross jenen Ort betreten,
wo Gott selbst vom hohen Ross gestiegen ist.

Damals standen hier keine Kirche und kein Palast.
Der König der Welt betrat seine Erde
als hungriges kleines Kind im Stall.

Die kleine Tür zwingt mich,
meinen Blick auf den Boden vor mir zu richten
und nicht hochnäsig in die Weite zu blicken.
Sie fordert Achtsamkeit beim Schritt über die Schwelle zum Heiligen,
weil der Kopf ansonsten draußen bleibt.

Oder ist es so gedacht –
diesen Ort mit dem Herzen
und nicht mit dem Kopf zu betreten?

Nicht um Demütigung geht es dabei,
sondern um Demut.
Nicht um ein Brechen des Willens
sondern um ein Beugen des Hauptes.

Die Tür zur Menschwerdung Gottes
ist heute ebenfalls noch sehr klein,
aber sie steht offen.

Wir finden sie jedoch nicht in Bethlehem,
denn sie hat Platz
in meiner Brust.